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George R.R. Martin

Planetenwanderer

  • Autor:George R.R. Martin
  • Titel: Planetenwanderer
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Paperback
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:10 Juni 2013
  • Preis:14,99 EUR

 
»Planetenwanderer« von George R.R. Martin


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(2)

 
 
Viel kannte ich bisher ja noch nicht von George R. R. Martin. Einige seiner Kurzgeschichten und ein Roman, das war es dann auch schon. Sein offensichtliches Meisterwerk, die Reihe Das Lied von Eis und Feuer, ist mir nur dem Namen nach bekannt. Weder habe ich die Bücher aus dieser Reihe gelesen, noch die Fernsehverfilmung gesehen. Dennoch habe ich mich nach bekannt werden über das Erscheinen seines vermeintlich neuen Buches sehr gefreut und bin relativ unvoreingenommen an die Sache herangegangen. Seit Fiebertraum, welches eindeutig unter meinen Top five zu finden ist, mag ich diesen bärtigen und gemütlich aussehenden Burschen, der zudem noch verdammt gut schreiben kann.

Aber kommen wir nun zu seinem neuesten Werk Planetenwanderer (Original Tuf Voyaging). Was ich ursprünglich dem Klappentext nach für einen Roman gehalten habe, entpuppt sich im Nachhinein als eine Sammlung von 7 Kurzgeschichten, welche nur locker durch den Hauptcharakter Haviland Tuf miteinander verbunden sind. Das ganze könnte man somit als Episodenroman bezeichnen. Alle im Buch enthaltenen Geschichten, wurden zudem schon mal irgendwann und irgendwo in Deutschland veröffentlicht.

Wer aber ist dieser Haviland Tuf? Nun, Tuf ist ein galaktischer Händler. Einer, der momentan eine eher erfolglose Zeit durchlebt da ihm niemand seinen billigen Schmuck und nutzlosen Kinkerlitzchen abkaufen möchte. So sitzt er also mangels Geld, und mit einem riesigen Vorrat an Plastikreproduktionen cooglianischer Orgienmasken im Laderaum seines Raumschiffs namens Füllhorn der exzellenten Güter und niedrigen Preise, auf dem Planeten ShanDellor fest. Von seiner Statur her ist Tuf recht ungewöhnlich. Er ist 2,50 Meter groß, kahlköpfig, untersetzt und von weißlicher, fast schon albinotischer Hautfarbe. Seine Ausdrucksweise wirkt höflich, aber gestelzt. Er ist sehr von sich überzeugt und wirkt bisweilen recht arrogant. Er mag keine körperliche Berührung und lebt anfangs mit zwei Katzen an Bord seines Schiffes. Genau wie seine Arroganz, nimmt auch die Anzahl seiner Katzen zu.

Mein Problem ist, dass ich Haviland Tuf definitiv nicht mag. Zum lesen eines Buches mit rund 511 Seiten also eine eher schlechte Voraussetzung. Erschwerend kommt hinzu, dass ich auch die Geschichten als solche nicht wirklich mag. Sie wirken auf mich eher plump und altbacken und können mich daher weder fesseln noch begeistern. Das mag möglicherweise daran liegen, dass es sich um Kurzgeschichten handelt die zwischen 1976 und 1985 geschrieben wurden und an denen meines Erachtens bereits deutlich der Zahn der Zeit nagt. Offensichtlich spielen sie im gleichen Universum, in dem auch zum Beispiel sein Buch Die Flamme erlischt und zahlreiche andere Kurzgeschichten angesiedelt sind. Vielleicht muss man vorher auch das Buch gelesen haben um so richtig in dieses Universum eintauchen zu können.

Martin schmeißt mit Völkern und Planeten nur so um sich, die mir als Leser jedoch überhaupt nichts sagen. Auf den „Werdegang“ seines Universums, die Technik, das Weltbild und vieles mehr wird nicht näher eingegangen. Begriffe wie Föderales Imperium oder Ökologisches Ingenieurskorps werden in den Raum geworfen, bleiben für mich aber ohne Bedeutung. Und das finde ich schade, denn die ARCHE, das neue Schiff von Tuf, stammt aus jener Zeit. Die ARCHE ist, genau wie Tuf, ein Gigant, rund 30 km lang und einst dazu konzipiert worden als Kriegsschiff, genauer gesagt als Waffe zur biologischen und bakteriologischen Kriegsführung, gebraucht zu werden. Wie Tuf in Besitz des Raumschiffes gelangt wird in der ersten Geschichte geschildert.

Achtung: Kurze Inhaltsangabe mit kleinen Spoilern
1. Der Seuchenstern (The Plague Star von 1985)
Tuf wird von einer Gruppe Menschen angeheuert sie in das Hro B’rana System mit dem gleichnamigen Planeten zu bringen. In jeder dritten Generation nähert sich der Seuchenstern diesem Planeten und beginnt mit seiner unheilvollen Seuchenstrahlung, denen die Mehrzahl aller Einwohner zum Opfer fällt. Einer aus der Gruppe vermutet, dass es sich bei dem Seuchenstern um ein uraltes Raumschiff des Ökologisches Ingenieurskorps handeln könnte das, gemäß seiner Programmierung, regelmäßig zu einem bestimmten Zeitpunkt mit der Bestrahlung und der Verbreitung von Seuchen auf dem Planeten beginnt. Man will nun dieses Raumschiff bergen, sich in den Besitz seines Genarchives bringen und es dann schlicht und einfach zu Geld machen. Leider nimmt das Misstrauen der Gruppe untereinander tödliche und unkontrollierbare Ausmaße an.

Bei dieser Geschichte stellt sich mir nur eine Frage: Wie kann es sein, dass nicht schon von anderer Seite aus erkannt wurde, dass es sich bei dem Seuchenstern nicht um ein Raumschiff handelt? Der Planet wurde schon von Menschen besucht und erforscht und die Anwesenheit eines 30 km langen Raumschiffes im System wurde in über eintausend Jahren nicht bemerkt?

2. Brot und Fische (Loaves and Fishes von 1985)
Tuf, mittlerweile zum selbsternannten Ökoingenieur aufgestiegen, fliegt mit der ARCHE ins S’uthlam System ein, um im dortigen Raumhafen sein Schiff generalüberholen zu lassen. Da der Planet S’uthlam unter sehr starker Überbevölkerung leidet und damit eine Lebensmittelknappheit einher geht, will der Rat des Planeten sich in den Besitz der ARCHE bringen, notfalls auch gegen den Willen von Tuf. Man erhofft sich von den zahllosen Möglichkeiten, welche die ARCHE bietet, das Problem in den Griff zu bekommen. Unerwartete Hilfe erhält Tuf von der Hafenmeisterin Tolly Mune.

3. Wächter (Guardians von 1981)
Auf dem Planeten Namor treten wiederholt Monsterangriffe auf, denen Zehntausende von Siedlern zum Opfer fallen. Die Situation scheint aussichtslos zu sein. Tuf bietet seine Hilfe an und kommt dem Problem nach einiger Zeit auf die Spur. Was er dabei herausfindet, ist für die Siedler schockierend und wirft ein völlig neues Licht auf die Besiedlung Namors.

Für mich die beste Geschichte, die gleichfalls auch den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt. Genau wie in dem Buch von Brian Aldiss Die dunklen Lichtjahre, entpuppt sich außerirdisches Leben nicht immer so, wie man es sich als Mensch vielleicht vorstellt.

4. Die zweite Speisung (Second Helpings von 1985)
Tuf fliegt erneut ins S’uthlam System ein um die erste Hälfte seiner Schulden zu bezahlen. Tolly Mune ist immer noch Hafenmeisterin, nur die Regierung ist neu. Tufs Hilfsmassnahmen (aus Brot und Fische) haben sich als erfolgreich herausgestellt. In der Annahme nun könne ihnen nichts mehr passieren, haben sich die S’uthlamer weiter fortgepflanzt und somit indirekt nicht nur Tufs Maßnahmen unterwandert, sondern auch die Nahrungsmittelknappheit weiter verschärft. Tuf soll noch einmal helfen, macht es jedoch zur Bedingung, dass er seine neuerliche Lösung live auf einer Pressekonferenz preisgeben darf. Diese Konferenz endet in einem Eklat und Tuf muss schleunigst den Planeten verlassen.

Bei dieser Story fällt mir zu dem Verhalten der S’uthlamer nur Albert Einsteins Ausspruch ein: “Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher”.


5. Eine Bestie für Norn (A Beast for Norn von 1976)
Der Bestiendompteur Herold Norn bittet Tuf um Hilfe. Auf seinem Planten finden zwischen den Herrschaftshäusern Bestienkämpfe statt. Dem Haus, dessen Bestie die meisten Kämpfe gewinnt, fällt hohes Ansehen und Wohlstand zu. Dumm nur, dass das Haus Norn offensichtlich keine Siegerbestien ins Rennen schicken kann und somit eines der ärmsten Herrschaftshäuser ist. Tuf soll Abhilfe schaffen und ein Monster kreieren, welches unschlagbar ist. Der Plan von Herold Norn scheint aufzugehen, aber was spricht dagegen, dass sich die anderen Herrschaftshäuser nicht ebenso hilfesuchend an Tuf wenden?

Hier offenbart Tuf seinen wahren Charakter. Er spielt die Häuser gegeneinander aus, markiert den Unschuldigen und lacht sich nebenbei ins Fäustchen. Das hat mit Ökologie, auf die er so große Stücke hält, nichts mehr zu tun. Er verkommt zu einem simplen Waffenhändler der alle Seiten bedient und für Geld alles macht.

6. Nennt ihn Moses (Call Him Moses von 1978)
Tuf wird von dem ehemaligen Regierungsbeamten Jaime Kreen in einer Bar angegriffen. Dieser macht Tuf für den Niedergang seines Planeten Charity verantwortlich, der nun von einer religiösen Sekte beherrscht wird. Moses, das religiöse Oberhaupt, ergriff die Macht, in dem er die biblischen Plagen über den Planeten kommen ließ und so die offizielle Regierung in die Knie zwang. Tuf greift ein und zeigt Moses, was es wirklich bedeutet göttliche Macht zu besitzen.

Hier hebt Tuf vollends ab und stellt sich auf eine Stufe mit Gott. Seine Anfangs nur rudimentär vorhandene Arroganz und sein Streben nach Macht blühen auf und machen ihn zu dem gleichen Scharlatan, den er eigentlich überführen möchte. Auch scheint er keine Skrupel zu kennen wenn er sich de facto einen Leibeigenen, dem er immer wieder neue Schikanen auferlegt, hält.

7. Manna vom Himmel (Manna From Heaven von 1985)
S’uthlam zum dritten. Tuf kehrt in das gleichnamige System zurück um den Rest seiner Schulden zu begleichen. Dabei gerät er in die Vorbereitungen für einen Krieg zwischen S’uthlam und seinen angrenzenden Sternenreichen. Diese befürchten, nachdem S’uthlam einfach nicht das Problem der Überbevölkerung in den Griff bekommt, dass dieses sich auf die umliegenden Sternenreiche ausdehnen und sich diese mit Gewalt aneignen könnte. Tuf wird von Tolly Mune, nun selber Regierungschefin, gebeten als Vermittler aufzutreten.

Auch hier zeigt sich wieder Tufs unangenehme Eigenschaft, alles nach seinen höchstpersönlichen Moralvorstellungen zu regeln. Was andere wollen interessiert ihn nicht. Er setzt seinen Willen durch und der Rest hat das so hinzunehmen.
Inhaltsangabe Ende

Bis vielleicht auf die erste Geschichte, hapert es bei allen anderen daran, das Haviland Tuf mit der ARCHE eine Art Wundermaschine zur Verfügung hat. Die Lösungen die er sich für die verschiedenen Probleme ausdenkt sind zwar optimal, aber dennoch für mich als Leser nicht zufriedenstellend. Die ARCHE fungiert quasi als Zauberstab den Tuf nur einmal schwingen muss um alles ins rechte Lot zu bringen. Nahrungsmittelknappheit? Kein Problem! Wir lassen die ARCHE mal eben die richtigen Nahrungsmittel herstellen und gut ist. Genau so, wird auch bei den unbesiegbaren Bestien verfahren. Alles läuft nach Schema 08/15 ab. Tuf ruft, die ARCHE antwortet. Wirkliche Fähigkeiten von Seiten Tufs sind gar nicht nötig, denn genaugenommen, reicht schon der gesunde Menschenverstand um die mehr als oberflächlichen Probleme zu erfassen. Den Rest, tja, den macht einfach nur der Zauberstab namens ARCHE. Mir persönlich ist das einfach zu wenig. Daher auch nur drei Sterne.
 


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