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H. P. Lovecraft

Berge des Wahnsinns: Illustriert und kommentiert


 
»Berge des Wahnsinns: Illustriert und kommentiert« von H. P. Lovecraft


Besprochen von:
 
Hannes Sies
Deine Wertung:
(5)

 
 
Nicht nur für Lovecraft-Fans geeignet, denn hier hat sich der umstrittene Meister des Dark SF selbst übertroffen. Die Stimmung ist einmalig, Gänsehaut garantiert, bis an die Grenzen des menschlichen Bewusstseins und darüber hinaus.
Schon der Anfang ist genial, und später oft kopiert: Der Ich-Erzähler Dr. William Dyer, Geologe an der fiktiven Miskatonic-Universität, bricht sein Schweigen über seine Erlebnisse während einer von ihm geleiteten Expedition in die Antarktis. Er wollte es eigentlich nicht, aber sieht sich dazu gezwungen, da eine neue Mission in die Antarktis geplant wird, von der er befürchtet, dass durch sie die Zukunft der Menschheit bedroht ist. Mit der Offenlegung der bisher verschwiegenen Dinge hofft er, die Öffentlichkeit aufzurütteln und die neue Expedition zu verhindern, ehe sie in ihr Verderben läuft.

Dr.Dyer berichtet, dass die von ihm geleitete Expedition zunächst vielversprechend begann. Mithilfe einer neuen Bohrvorrichtung können die Wissenschaftler in kurzer Zeit viele geologische Proben entnehmen und stoßen auf zahlreiche Fossilien. Der Biologe Lake führt aufgrund merkwürdiger dreieckiger, gekritzter Abdrücke auf Schieferbruchstücken mit einem Teil der Mannschaft eine Subexpedition in nordwestlicher Richtung durch. Über Funk berichtet er, dass sie auf ein Gebirge nie gesehenen Ausmaßes mit den höchsten Gipfeln der Erde gestoßen seien. In dort vorgenommenen Sprengungen finden sie zu aller Erstaunen und Begeisterung gefrorene, nicht in den bekannten Ordnungen klassifizierbare, halb tierische, halb pflanzliche Wesen aus der Frühgeschichte der Erde. Einige der Körper sind stark beschädigt, andere anscheinend intakt. Lake führt an einem der beschädigten Exemplare eine Sektion durch und er fühlt sich an die Beschreibung der sagenhaften Alten Wesen (Old Ones) erinnert, die er aus der Lektüre des geheimnisumwobenen Necronomicon kennt. Im Verlauf bricht die Verbindung zu Lake aufgrund eines schweren Sturms in dessen Lager ab. Dyer und der im Hauptlager verbliebene Rest der Mannschaft organisieren eine Rettungsmission.

Bei Ankunft in Lakes Lager bietet sich ein Bild der Verwüstung dar: Lake und seine Männer bis auf einen (Gedney) sowie alle Schlittenhunde bis auf einen sind getötet worden. Von Gedney und dem Hund sowie drei Schlitten fehlt jede Spur. Die beschädigten Alten Wesen sind in Schneehügeln bestattet, während die intakten Exemplare verschwunden sind.

Dyer und ein Student, Danforth, beschließen, mit dem Flugzeug die massive Gebirgskette zu überfliegen. Dort entdecken sie auf einer Hochebene, die sie für das sagenhafte Plateau von Leng halten, die Ruinen einer riesigen, Millionen Jahre alten Stadt. Nachdem sie unter Lebensgefahr gelandet sind, erforschen sie die Stadt. In den Gebäuden finden sie an den Wänden kunstvolle Basreliefs, aus denen sie sich die Geschichte der Alten Wesen erschließen. Hier lernen sie, dass die Alten ursprünglich aus dem Weltraum zur Erde gekommen sind, noch bevor es irgendwelches Leben auf ihr gab. Sie schufen das Leben auf der Erde und bauten mit Hilfe der von ihnen geschaffenen, protoplasmatischen, durch Hypnose kontrollierten Wesen, den Schoggothen, ihre riesigen Städte. Im Verlauf entwickelten sich die Schoggothen weiter und bildeten eine eigene Intelligenz und einen eigenen Willen aus, der sie mehrfach gegen ihre Herren rebellieren ließ. Erzählt wird in den Reliefs auch von der Ankunft weiterer Arten außerirdischer Wesen, die mit den Alten Wesen um Land auf der Erde kämpften. In den Jahrmillionen ihrer Geschichte verloren die Alten Wesen ihre Fähigkeit, in den Weltraum zu fliegen und neue Kreaturen zu erschaffen. Die Reliefs zeigen eine Veränderung des Stils, der von Dyer als zunehmend dekadent interpretiert wird. In den vielen Kämpfen mit den anderen außerirdischen Wesen und den Schoggothen werden die Alten Wesen schließlich dazu gezwungen, sich in ihr ursprüngliches antarktisches Siedlungsgebiet zurückzuziehen.

Dyer und Danforth stoßen auf frische Schleifspuren eines Schlittens auf dem Boden und folgen ihnen. Sie finden die Schlitten aus Lakes Lager und darauf angebunden die Leiche Gedneys und den toten Hund. Sie stoßen auf riesige, jedoch friedliche und augenscheinlich durch etwas Schreckliches geängstigte blinde Albinopinguine. Weiter den Spuren folgend gelangen sie in den Untergrund der Stadt, wo sie schließlich mehrere der Großen Alten, die Lake aufgetaut und dadurch wieder zum Leben erweckt hatte, enthauptet und von einer schleimigen Masse bedeckt auf dem Boden liegend finden. Ein plötzlich aus dem Abgrund erklingender Laut weckt in Dyer und Danforth eine entsetzliche Furcht und sie fliehen aus dem Tunnelsystem unter der Stadt. Um ihr Leben rennend, blicken sie noch einmal zurück und erkennen hinter sich einen schrecklichen Schoggothen, aus protoplasmatischen Blasen bestehend und mit unzähligen sich formenden und auflösenden grünlichen Augen bestückt, der sie verfolgt und bald einzuholen droht. Nur mit Glück entkommen sie und erreichen ihr Flugzeug, mit dem sie zurück zum Lager fliegen. Auf dem Rückflug erblickt Danforth angeblich eine Luftspiegelung, die ihn so sehr erschreckt, dass er sich weigert, selbst Dyer zu erzählen, was er gesehen hat. Dyer und Danforth erreichen das Lager; die Expedition wird abgebrochen und die verbliebene Mannschaft kehrt sicher zurück. Dyer und Danforth sind sich darüber einig, dass sie Stillschweigen über das Gesehene bewahren wollen.
 


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