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James S. A. Corey

The Expanse-Serie, Band 8
Tiamats Zorn: Roman (The Expanse-Serie, Band 8)


 
»Tiamats Zorn: Roman (The Expanse-Serie, Band 8)« (The Expanse-Serie, Band 8) von James S. A. Corey


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(4)

 
 
Das Tor in die Zukunft der Menschheit wurde aufgestoßen. Weit über tausend Welten sind auf einen Schlag erreichbar geworden. Auf einer von ihnen hat ein Mann namens Duarte ein Regime errichtet, mit dem er nun den Rest der Galaxis unterwerfen will. Nichts scheint ihn aufhalten zu können – selbst das Sonnensystem hat er bereits unter Kontrolle. Doch seine Tochter hat Geheimnisse, von denen Duarte nichts weiß, während die Crew der Rosinante einen gefährlichen Untergrundkampf gegen Duartes Imperium beginnt …

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Um gleich zur Sache zu kommen. Ich bin etwas überrascht, dass so viele Leser den achten Band der Reihe um so viel besser empfanden als seinen Vorgänger, denn ich sehe das leicht anders. Gut, in Tiamats Zorn passiert wirklich recht viel, liebgewonnen Charaktere sterben, die Wesen, die schon die Erbauer der Sprungtore getötet haben, machen mobil und greifen nun auch die Menschheit an, etwas Unheimliches passiert mit Winston Duarte und dem Untergrund gelingt ein wichtiger Sieg gegen die Laconier. Aber mal ehrlich, das, was dazwischen passiert, hat mich manchmal sogar recht gelangweilt. Und ich bekenne mich noch einmal ausdrücklich dazu ein großer Fan der The Expanse Reihe zu sein.

Zu viel bleibt im Dunkeln, Sachen werden lediglich angedeutet, aber nicht konsequent bis zum Ende verfolgt. Gut, es wird noch einen abschließenden neunten Band geben, in dem dann hoffentlich alles aufgelöst wird, aber ein Teil der Auflösungen oder Entdeckungen hätte man auch bereits in dieses Buch packen können. Stattdessen immer wieder Dialoge, die sich oftmals nur um die Frage drehen: Was hätte Jim getan? Das Leben von Teresa mag ja interessant sein, aber es war mir einfach zu viel. Ob sie Liebeskummer hat oder nicht ist mir relativ egal, auch das drumherum um Naomi und ihre neue Aufgabe für den Untergrund wurde mir stellenweise viel zu viel ausgewalzt. Zum ersten Mal hatte ich bei den The Expanse Büchern das Gefühl, dass sie auch gerne 100 Seiten kürzer hätten sein dürfen.

Handlungstechnisch gesehen hat sich gegenüber Band 7 nicht viel getan. Es sind ein paar Jahre vergangen, der Untergrund bekämpft immer noch die Laconier und Holden sitzt nach wie vor in Gefangenschaft. Die Crew der Rosinante hat sich in alle Winde verstreut, Amos hat sich irgendwann von seinen Freunden verabschiedet und kämpft seinen eigenen Kampf gegen die Laconier. In diesem Band taucht er fast so gut wie gar nicht auf, durchlebt dafür aber eine beängstigende Veränderung. Auch Holden ist eher zu einer Randfigur degradiert, die im Hintergrund ihre Fäden zieht. Carmina Drummer, im Vorgänger noch eine zentrale Figur, wird nur noch ein zwei oder drei Stellen namentlich erwähnt und teilt sich somit auch das Schicksal von Saba, ihrem Mann. Für mich sind einzig die Abenteuer von Fayez und Elvi so richtig interessant. Hier passiert etwas, nur leider werden auch diese Entdeckungen links liegen gelassen (wie schon oben erwähnt) und sich wohl für den neunten Band aufgespart.

Mit den altbekannten Personen verfahren die beiden Autoren nicht sonderlich rücksichtsvoll. Wer die Besatzung der Rosinante in sein Herz geschlossen hat, sollte sich ein Taschentuch bereitlegen, denn nicht alle werden den achten Band überleben oder in der Form weiterexistieren, wie wir sie gewohnt sind. Es wird also arg emotional werden, sowohl in der einen als auch in der anderen Richtung. Auf jeden Fall sind die Autoren recht konsequent was das angeht
.
Nicht ganz so konsequent oder logisch ist man bei dem Krisenstab von Winston Duarte vorgegangen, der offensichtlich nur aus 5 Leuten zu bestehen scheint. Einer Zwangsrekrutierten (Elvi) die eigentlich gar nichts damit zu tun haben möchte, seinem Kammerdiener (Kelly), Admiral Trejo, dem Leibwächter seiner Tochter (Ilich) und einem durchtriebenen Arzt (Cortazar). Hallo? Mal ehrlich, auch Adolf Hitler war ein Diktator, aber selbst er hatte seine Minister, Funktionäre und Generale die ihm zur Seite standen. Wenn Trejo nicht wäre, gäbe es doch keinen der Laconia anführen könnte – und selbst Trejo ist hoffnungslos überfordert.

Wie will Winston Duarte (egal ob er nun unsterblich wird oder nicht) denn über 1300 von Menschen besiedelte Systeme regieren, wenn er keine oder nur eine Handvoll Vertraute, Stellvertreter oder Minister hat? Sehr, sehr seltsam das Ganze. Ich fand es enttäuschend. Ebenso enttäuschend wie der Umstand, mit welcher Leichtigkeit der Untergrund mit einer Kriegsflotte mal eben so ins Laconia System springen und dort alle Schiffsbau- und Waffenplattformen ausschalten kann. Selbst den ganzen Planeten hätte man anschließend in Schutt und Asche verwandeln können – aber das wollte man ja nicht. Warum eigentlich nicht? Der Untergrund war doch bisher auch nicht sonderlich zurückhaltend was die Anzahl an Opfern anging.

Gemessen an den vielen offenen Fragen und Entdeckungen, die in Tiamats Zorn aufgeworfen wurden, muss Band 9 ja geradezu überwältigend werden. Ich hoffe mal, dass sich die beiden Autoren da nicht übernommen haben oder ob ich mir da nicht einfach zu viel von verspreche. Von einem Zyklus, der auf einem so hohen Niveau geschrieben ist, erwarte ich das aber.

Vielleicht noch eine kurze Anmerkung. Für diese spannende Reihe möchte ich mich nicht nur bei den beiden Autoren bedanken, sondern auch noch bei dem Übersetzer Jürgen Langowski, der, wie ich finde, bisher eine tolle Arbeit gemacht hat. Das sich die Bücher so flüssig und gut lesen, ist zu einem großen Teil natürlich auch ihm zu verdanken.

Fazit
Für mich nicht so gut wie sein Vorgänger, aber immer noch mächtig interessant und mit vielen neuen Möglichkeiten für die Zukunft. An einigen Stellen wirkt er auf mich recht … langweilig, mit zu viel Infodump und Passagen, die ich nicht unbedingt brauche und welche die Handlung auch nicht weitergebracht haben. Aber sei es drum, ich bin sehr auf den Abschlussband gespannt, um nicht sogar zu sagen, ich fiebere ihm entgegen. Also kann dieses Buch dann doch nicht so wirklich schlecht gewesen sein.
 


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