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James S.A. Corey

The Expanse-Serie, Band 7
Persepolis erhebt sich (The Expanse-Serie, Band 7)


 
»Persepolis erhebt sich (The Expanse-Serie, Band 7)« (The Expanse-Serie, Band 7) von James S.A. Corey


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(4.5)

 
 
Bis weit in die Tiefen des Alls ist die Menschheit vorgedrungen. Gewaltige Tore haben den Weg in fremde Sternsysteme geöffnet, und nun werden ein Planet nach dem anderen besiedelt. Währenddessen haben sich die Erde, der Mars und der Asteroidengürtel verbündet. Doch der neu gefundene Friede bröckelt, als auf einer der neuen Koloniewelten ein Despot seine Herrschaft um jeden Preis verlängern will und eine namenlose Macht geweckt wird, der selbst James Holden und seine Crew machtlos gegenüberstehen.

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Das vorliegende Buch ist nun schon der mittlerweile siebte Band der neunteiligen The Expanse Reihe. Genau wie sein Vorgänger Babylons Asche, ist er wieder sehr unterhaltsam und spannend, aber auch etwas bodenständiger wie ich finde. Gegen Ende des Buches geht es zwar mal wieder so richtig zur Sache, es bleibt aber dennoch übersichtlich und, trotz vieler Opfer, relativ unspektakulär. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass der Gegner diesmal nicht mit einer Raumflotte anrückt oder Meteore auf die Erde schmeißt, sondern gerademal mit zwei Raumschiffen aufkreuzt. Zudem ist er wohl noch der höflichste und zuvorkommenste Invasor dem Holden und Co bisher begegnet sind. Zumindest gibt er sich so.

Aber eines nach dem anderen. Seit dem Ende von Band sechs und dem Anfang des vorliegenden siebten Bandes sind rund 30 Jahre vergangen. Erde und Mars haben Frieden geschlossen und sich in einer Koalition (fast) brüderlich vereint, auch mit dem Gürtel und seinen Beltern wurde Frieden geschlossen. Die Medina Station, und somit der Zugang zu den Sprungtoren, wird von der Transportgewerkschaft verwaltet. Eigentlich könnte alles schön und friedlich sein, ist es aber leider nicht.

Im Laconia System, in das sich ein Teil der desertierten Marsflotte unter dem Kommando von Winston Duarte zurückgezogen hat, braut sich Unheil zusammen. Dort hat man die „Unsterblichkeit entdeckt“ und sich mit Hilfe des Protomoleküls eine recht schlagkräftige Raumflotte zusammengebastelt. Winston Duarte, dessen Traum es ist eine geeinte und im Frieden lebende Menschheit unter seiner unsterblichen Knute zu führen, schickt zwei Raumschiffen durch das Sprungtor ins Solsystem auf, um eben jene Vorstellung in die Tat umzusetzen. Die vereinte Flotte des Solsystems hat keine Chance, um gegen Duartes Schiffe bestehen zu können. Zuerst wird die Medina Station eingenommen, danach kapituliert das Solsystem.

Es fällt mir persönlich etwas schwer, Winston Duarte, Santiago Singh oder Admiral Trejo nicht zu mögen. Alle drei Laconier erwecken nicht den Eindruck, als ob sie ein Schreckensregime im Solsystem und in allen anderen von Menschen besiedelten System errichten wollen. Klar, Duarte wäre damit quasi ein Diktator, ein Herrscher dem alle gehorchen müssen und der seine unliebsamen Gegner in den "Pferch" wirft. Wenn ich mir aber die Handlungen der Transportgewerkschaft unter Camina Drummer anschaue, frage ich mich, ob eine Regierung unter der Knute Duartes nicht dennoch die bessere Wahl wäre, denn dieser vermittelt (noch) nicht den Eindruck, dass er ein ganzes Sonnensystem vor die Hunde gehen lässt, nur weil dessen Regierung gegen Vorgaben der Transportgewerkschaft verstoßen hat.

Wie sich der Konflikt zwischen den Laconiern und dem Solsystem immer weiter aufschaukelt, wird meiner Meinung nach recht anschaulich geschildert. Das Problem ist, dass man beide Seiten gut verstehen kann und die Frage, welcher Weg der richtige ist, nicht so leicht zu beantworten ist. Es gibt für alles ein pro und kontra. Allerdings scheint sich für James Holden und sein Team diese Frage nicht zu stellen. Sie sehen in den Laconiern die Unterdrücker und zögern nicht, sich dem Widerstand auf der Medina Station anzuschließen und selbst Gewalt anzuwenden – was wiederum eine Reaktion der Laconier nach sich zieht. So entsteht eine Gewaltspirale, die sich höher und höher schraubt.

In der finalen Schlacht zwischen den Laconiern und der vereinten Menschheit im Solsystem, zeigt sich schnell wer hier das sagen hat. Die Schlacht wird recht unspektakulär beschrieben, einzig und allein aus der Sicht von Camonia Drummer. Die Niederlage des Solsystems ist so unausweichlich wie der Tod in Texas. Die Laconier sind unbesiegbar, lediglich der Effekt, der beim Abfeuern der laconischen Waffe an Bord der HEART OF THE TEMPEST aufgetreten ist, ist für alle Beteiligten nicht vorhersehbar gewesen und bringt auch die Laconier arg ins Grübeln. Dieser Effekt scheint auf eben jene namenlose Macht zurückzuführen zu sein, die im Klappentext des Buches erwähnt wird und welche die Erschaffer der Sprungtore bereits kennen (und fürchten) gelernt haben. Aber das ahnt zu dem Zeitpunkt nur der in laconischer Gefangenschaft sitzende James Holden. Und auf den hört nicht wirklich jemand.

Von der Handlung selbst losgelöst, steht natürlich auch die Frage im Raum, wie sich denn in diesen 30 Jahren die Crew der Rosinante verändert hat. Ist ja doch eine lange Zeit. Sind noch alle dabei, was haben sie in der Zeit gemacht, leben sie noch alle, ist James noch mit Naomi zusammen? Ehrlich gesagt, habe ich keinen großen Unterschied „zu damals“ gemerkt. Gut, Holden ist wohl etwas grauer geworden, Amos etwas weniger stämmig, Clarissa etwas kränklicher und Alex um eine (Heirats-) Erfahrung reicher, aber sonst? Kein Unterschied zu früher. Fand ich ehrlich gesagt ein bisschen enttäuschend. Die einschneidenste Veränderung erfolgt dafür jedoch genau jetzt, im vorliegenden Band – und wir Leser dürfen quasi live dabei sein. Jim und Naomi verlassen die Rosinante und Bobbie wird neuer Kapitän und Besitzer des Schiffes. Nun, so war es zumindest vorgesehen, aber die Invasion der Laconier hat dem dann doch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Vorerst jedenfalls.

Fazit
Ein tolles Buch, wie gewohnt spannend und durch die vielen Perspektivwechsel auch sehr abwechslungsreich geschrieben. Die weitere Entwicklung im achten Band Tiamats Zorn verspricht sehr „interessant“ zu werden, denn auch wenn sich die Laconier als durchaus zuvorkommende Invasoren erweisen, dürften sie doch nicht ganz so koscher sein wie man glauben mag. Ich freue mich schon auf den nächsten Band.
 


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