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John Ringo

Planetenkrieg - Feindliche Übernahme


 
»Planetenkrieg - Feindliche Übernahme« von John Ringo


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Irgendwann tauchen in unserem Sonnensystem die außerirdischen Grtul auf und bauen, ohne Zustimmung oder in Absprache mit der Menschheit, ein Tor zu anderen Welten auf. Dieses Tor kann von jeder raumfahrenden Rasse benutzt werden um in unser System einzufliegen, ohne das wir Menschen überhaupt die Möglichkeit haben angemessen darauf reagieren zu können. Und so kommt es wie es kommen muss. Die erste Rasse die einfliegt, die Glatun, sind noch recht freundlich und an einem Handel interessiert, die zweite Rasse jedoch, die Horvath, sind feindselig und wollen sich die Ressourcen der Menschheit unter den Nagel reißen. Zur Unterstreichung ihrer Forderungen werden die drei bevölkerungsreichsten Städte der Erde vernichtet, mit Millionen von Toten. Der Menschheit ist die Rolle von Sklaven zugedacht, die für ihre Herren, den Horvath, Fronarbeit leisten dürfen.

Zu diesem Zeitpunkt schlägt die Stunde von Tyler Alexander Vernon, einem ex IT-Techniker und momentan damit beschäftigt als Holzfäller und Hilfsarbeiter in einem Supermarkt seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Durch seinen Handel mit den Glatun, er hat quasi das Monopol für diese Waren, wird Vernon zum reichsten Mann der Erde und gerät damit in die Position als einziger Mensch den Horvath Einhalt gebieten zu können. Der Zeitfaktor ist jedoch das größte Problem, denn nach einigen Problemen mit der Menschheit, die ihr Sklavendasein nicht akzeptieren will, macht sich eine riesige Horvath Flotte ins Solsystem auf um die Menschheit zu vernichten.

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Der Mann fürs Grobe hat wieder zugeschlagen und Heyne die Möglichkeit gegeben die neue Reihe - SPACE ACTION – um ein weiteres Buch zu ergänzen. In seiner neuen mehrteiligen Reihe macht sich John Ringo erneut auf, die Menschheit von einer außerirdischen Rasse in ihrer Existenz bedrohen zu lassen. Wer allerdings einen ähnlichen actionreichen Ablauf wie bei der Posleen Reihe erwartet wird etwas enttäuscht werden.

Ich könnte noch nicht mal genau sagen was das Buch eigentlich sein möchte. Ein ernstzunehmender Invasionsroman, ein Buch über die technischen Möglichkeiten der näheren Zukunft, eine satirische Erzählung über den Kontakt mit Außerirdischen oder doch lieber eine Mischung aus allem. Auf jedem Fall hat es von allem etwas.

Was den Satirefaktor angeht erinnert es an die Erzählung Agent der Sterne von John Scalzi. Wie Tyler Vernon zum Ahornsirup König des Universums aufsteigt, er trifft den maßgeblichen Glatunhändler auf einer SF Konvention, und welche Wege er beschreiten muss, sind schon humorvoll. Auch der Anfang des Buches hat mich an einen anderen Klassiker erinnert: Per Anhalter durch die Galaxis. Während in dem Werk von Douglas Adams der Menschheit verkündet wird das die Erde, zwecks Baus einer galaktischen Hyperraum-Expressroute, gesprengt wird, tritt in diesem Buch die Rasse der Grtul mit der Menschheit in Verbindung und verkündet den Bau eines Sprungtores mit deren Hilfe das Solsystem für den interstellaren Verkehr geöffnet wird. In beiden Fällen können die Menschen nur staunend lauschen und nichts unternehmen. Witzig, dass der erste Kontakt der Grtul mittels eines Telefonats mit der Telefonzentrale des weißen Hauses stattfindet und die Außerirdischen ein vorsorgliches „Dies ist kein Witzanruf“, vorwegschicken. Dem gegenüber stehen jedoch Millionen von Toten die durch einen gezielten Biokrieg und mehreren Angriffen aus dem Weltraum durch die Horvath im weiteren Verlauf der Geschichte zu beklagen sind. Satire wechselt sich mehrmals mit Tragödie ab.

Die Horvath selber bleiben dabei sehr vage, ob es nun ihr Aussehen oder auch ihre Gesellschaftsform betrifft. Sie treten in der Geschichte äußerlich nur in Form ihrer, im Solsystem stationierten, Raumschiffe auf. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie in ihrem Aussehen an einer Stelle im Buch beschrieben wurden. Technisch gesehen sind sie den Menschen nicht besonders weit voraus. Ihr Vorteil ist, dass sie Raumschiffe besitzen und somit anfangs in der Lage sind die Menschheit bedrohen zu können. Sonst bleibt alles was sie betrifft im Dunkeln.

Anders sieht es bei den Glatun aus. Ihr Aussehen und ein Teil ihrer Kultur wird beschrieben - aber nur sehr oberflächlich. Sie wirken dabei trotz allem nicht wie Außerirdische, sondern vielmehr wie, ... Menschen. Leute wie du und ich. Sie haben die gleichen Interessen wie wir. Nach einem anstrengenden Tag haben sie Lust auf ein geselliges Zusammensein, treffen sich in einer Bar und zischen sich einen. Sie machen Witze und lieben unseren Ahornsirup weil er mächtig dröhnt. Sie betreiben Handel und freuen sich diebisch wenn sie einen Reibach machen können. Bei den Unterhaltungen von Tyler Vernon mit ihren Abgeordneten hat man das Gefühl, dass sich hier zwei Menschen unterhalten und nicht ein Mensch und ein Alien. Aber, im Nachwort ist zu lesen, dass John Ringo genau das wollte. Muss man so akzeptieren.

Ein großer Schwachpunkt und der Grund warum der Funke nur zum Teil übersprang, war für mich die techniklastige Seite der Story. Der Kontakt mit den Außerirdischen und auch der Überlebenskampf wird quasi nur am Rande abgehandelt. Die finale Schlacht am Ende des Buches nur auf drei oder vier Seiten. Einen großen Teil nehmen statt dessen die detailverliebten Abhandlungen des technisch Möglichen ein.
Was muss man beachten wenn man einen Asteroiden aushöhlt, abbaut oder als Kampfstation umbaut?
Welche Spiegel muss man bauen um einen Laser zu erhalten?
Wie groß muss die Abstrahlleistung sein um irgendetwas zu schmelzen?
Wie baut man am besten einen Gleiter?
Wo bekommt man die Gerätschaften dafür her? Und, und, und ...
Zum einen ist das zwar durchaus recht interessant, zum anderen jedoch für das Genre - Space Action - etwas zu viel. Es wurde mit der Zeit doch etwas ermüdend. Ich hatte mich auf ein Buch gefreut, in dem die Handlung mehr, und vor allen Dingen plastischer, dem Titel Planetenkrieg, oder im Original Live free or die, gerecht wird.

Da es außer Tyler Vernon niemanden gibt der etwas Begehrliches für die Glatun entdeckt hat, bleibt es mal wieder den Amerikanern überlassen die Welt zu retten. Es wäre vielleicht einen Gedanken wert gewesen, einen zweiten Protagonisten in der Hinsicht herauszubilden. Denn was Vernon im Verlauf der Story so alles macht, ist doch recht unwahrscheinlich. Er mutiert geradezu zu einem Supermann, der alles unter Kontrolle hat und sämtliche Fäden zieht. Die Menschheit wäre ohne ihn nichts. Wenigstens hat Ringo darauf verzichtet ihn auch äußerlich zu einem Clark Kent zu machen. Denn Vernon ist mit seinen 155 cm Körpergröße alles andere als ein Adonis oder Supermann. Ausgleichende Gerechtigkeit möchte man da meinen. Vernon selber kommt recht sympathisch rüber und man muss es ihm schon hoch anrechnen das er seine Macht nicht missbraucht, sondern vielmehr zum Nutzen für die gesamte Menschheit einsetzt.

Die Fortsetzung der Reihe, Planetenkrieg - Lebende Festung, ist bereits bei Heyne in der Mache. Alles deutet darauf hin, dass die Menschheit ein zweites System, Wolf 359, mit einem Verteidigungsring, ähnlich der aus einem Asteroiden herausgebildeten Troy Station im Sonnensystem (diese ist übrigens auf dem Cover abgebildet – die Kugel mit dem Kopf eines Hobliten mit Helm), ausbauen wird. Ein Krieg größeren Ausmaßes deutet sich an. Auf einer Seite die Menschheit mit ihrem Verbündeten, den Glatun, und auf der anderen Seite die Horvath und die Rangora.

Das könnte noch einmal sehr interessant werden. So wie es momentan aussieht, wird sich die Troy Reihe auf drei Bücher beschränken.
 


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