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Melanie Lauterbrunner

Thiwelfaria - das Tor zur Erinnerung


 
»Thiwelfaria - das Tor zur Erinnerung« von Melanie Lauterbrunner


Besprochen von:
 
Mystera
Deine Wertung:
(5)

 
 
Als Laura und Lilly noch Kinder waren, verschwanden ihre Eltern spurlos. Die beiden Mädchen, die so unterschiedlich wie Feuer und Wasser waren, mussten jede auf ihre Weise mit dem Verlust umgehen. Im Gegensatz zu Laura hat Lilly den Verlust jedoch nie verwunden und macht sich als Erwachsene auf die Suche nach ihren Eltern – und gelangt dabei in eine völlig andere Welt. Laura muss ihrer Schwester folgen, um diese retten zu können, denn in Thiwelfaria überwiegt derzeitig das Böse und hat seine Klauen nach Lilly ausgestreckt. Die beiden Mädchen kommen in eine Welt voller ungewöhnlicher Kreaturen, Wunder und Gefahren, in der sie ein wahres Gefühlscrescendo erwartet.

Melanie Lauterbrunner hat mit Thiwelfaria – Das Tor zur Erinnerung ihren Debütroman verfasst. Dem Leser wird ein Fantasyepos geboten, das eine riesige Welt umfasst, mit den unterschiedlichsten Wesen und vielen Kuriositäten.
Laura und Lilly, die beiden Schwestern, auf denen die Geschichte aufbaut, sind sehr unterschiedliche Charaktere. Lauras Leben ist seid dem Verschwinden ihrer Eltern von Wut geprägt und dem Verdrängen von Gefühlen, während Lilly sich von der Trauer leiten lässt. In diesem ersten Band bekommt klar Laura die Hauptrolle zugeordnet. Sehr schön beschrieben ist die große gefühlsmäßige Bindung zwischen den beiden Geschwistern, die alle Hindernisse überwinden kann.
Die Voraussetzung zum Eintritt in die Welt Thiwelfaria ist ein geheimnisvoller See, in dem schon mehrere Menschen verschwunden sind – vermutlich Tod, da man nie wieder etwas von ihnen gesehen hat. Hier waren auch die Eltern von Lilly und Laura abhanden gekommen. Als Lilly nun ebenfalls in dem See verschwindet, bleiben Laura und Chris, ihrem Kumpel aus der Kindheit, nichts anderes übrig, als dem sprechenden Kater Raoul zu glauben, dass er ein verwandelter Mensch aus einer unbekannten Welt ist. Dieser hat einen der vier Steine, die zur Erschaffung von Thiwelfaria gedient haben und kann dadurch in beide Richtungen durch den See Reisen – von einer Welt in die Andere. Mit Hilfe der Najaden – Wesen des Wassers aus Thiwelfaria – gelangt das Dreiergespann in diese Welt und muss sich nun vielen Gefahren stellen um Lilly aus den Klauen des bösen Khorus zu befreien, der bereits zwei der Steine in Händen hält. Hierbei kommen ihnen weitere Freunde zur Hilfe. Der in ein Pferd verwandelte König Henry und der sehr kontroverse Charakter Calvin, der als Einziger des thiwelfarischen Männergespannes noch seine wahre Menschengestalt hat, werden zu Freunden für Laura und Chris und versuchen ihr Möglichstes, Lilly zu befreien.

Die Charaktere in diesem Band sind wirklich schön und glaubhaft dargestellt. Jeder Protagonist hat starke Gefühlsausprägungen, untermauert mit seiner ganz eigenen Hintergrundgeschichte und einen völlig eigenständigen Charakter.
Laura ist immer wieder von Wut geprägt, die sie immer wieder in den Vordergrund rückt um alle anderen Gefühle zu verdrängen. Sie wird ihre Liebe entdecken und sie dennoch nicht ganz annehmen wollen, da Gefühle gefährlich sein können.
Chris ist ein sehr guter Freund der beiden Schwestern. Er ist als Macho angelegt, hat aber auch einen sehr weichen Kern. Er möchte Lilly und Laura am liebsten dauerhaft beschützen können – was ihm jedoch in diesem Buch durch ein Vorkommnis erschwert wird, das ihr lieber selber lesen solltet. Es sorgt auf jeden Fall für viel Witz.
Samira ist eine junge Frau, die früh in eine Raubkatze verwandelt wurde und sich nun nur über Gebärdensprache verständigen kann. Sie bildet einen Gegenpart zu Chris und lockert die Erzählung mehrfach auf.
Henry, der in ein Pferd verwandelte König eines Teiles von Thiwelfaria, neigt zwar zu starken Gefühlsausbrüchen, wenn er wütend ist, beruhigt sich aber auch ebenso schnell. Er ist an sich ein besonnener Charakter und fungiert als starke Stütze für Laura.
Lilly hat zwar in diesem Band eine untergeordnete Rolle, wird aber denke ich im folgenden Teil etwas intensiver erwähnt werden. Was sich hier von ihrem Charakter gezeigt hat, war, das sie ihre Eltern und ihre Schwester über alles liebt und seid dem Verschwinden ihrer Eltern stark von Trauer geprägt ist. Ein sehr gefühlsauslebender Charakter.
Cian ist der Charakter, der mir persönlich am meisten Rätsel aufgegeben hat und mich wild spekulieren lies. Einerseits ist er tief verschlossen und lässt niemanden an sich ran und gibt sich als äußerst kalten Menschen. Andererseits liebt er Laura abgöttisch, was sich mehrfach äußert. Jedoch ist sein Handeln von einer bisher unklaren Motivlage geprägt, die sich hoffentlich im zweiten Band um Thiwelfaria eröffnen wird. Mit seinen schwarzen Haaren und den blauen Augen ist er schon sehr faszinierend.
Khorus ist die Figur, die das Bild und Leben Thiwelfarias stark verändert hat und als böser Eroberer sein Unwesen treibt. In diesem Band treffen wir zwar nur auf seine Schergen, jedoch bekam man hier schon einen Einblick in diese Figur. Es verspricht interessant zu werden.

Zum Gesamtkonstrukt der Geschichte kann ich nur sagen, dass ich selten ein so gut ausgearbeitetes Erstlingswerk lesen durfte und eine wirklich farbenfrohe Welt entdeckt habe, mit vielen Kontrasten und den unterschiedlichsten Wesen. Die Ereignisse greifen nahtlos ineinander, ohne das die Erzählung überladen wirkt. Man leidet mit den Gefühlsschwankungen der Protagonisten mit und gerade die Liebesgeschichte zwischen Laura und Calvin ist ein Garant dafür, dass man das Buch einfach nicht aus der Hand legen kann. Liebevoll sind die einzelnen Rassen, die uns hier begegnen, beschrieben. Wir begegnen Phönixen, Satyren und völlig neuen Wesenheiten. Mich würde es nicht wundern, wenn dieses Buch irgendwann verfilmt werden würde – geeignet wäre es.
Eine an „Herr der Ringe“ erinnernde Hintergrundgeschichte bei der Schaffung Thiwelfarias bildet das Kernstück der Macht von Khorus. Der Stein, mit dem die Welt erschaffen wurde, ist in vier Teile zersplittert. Jedes dieser Stücke reagiert auf eine bestimmte Gefühlsregung besonders. So ist Memoria z.B. der Stein der Wut, der Feuer hervorbringt, aber gleichzeitig Erinnerungen zurückgeben kann. Das Khorus bereits zwei der Steine besitzt, ist äußerst gefährlich und mach diesen Charakter zu einem starken Gegner. Doch jeder der Steine wird eines Tages zu einem ihm zugeordneten Hüter gerufen werden. Wer diese Hüter sind, müsst ihr selber herausfinden, jedoch wird genau dieses Rätsel in dem ersten Band zum Teil gelüftet und bringt neue Herausforderungen mit sich. Ob Khrous besiegt werden kann und das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse in Thiwelfaria wieder hergestellt werden kann, werden wir wohl erst im nächsten Band erfahren.
Mir hat der Ansatz der Autorin imponiert, das es nicht etwas ähnliches wie „einen Ring“ gab, der die volle Macht besitzt, sondern die Macht aufgeteilt werden muss und der gleich am Anfang erläuterte Teil, das es ein Gleichgewicht zwischen Gut und Böse geben muss, das Gute also nicht allein existieren kann und der erste Stein, der in die vier Teile zersprungen ist, beides Erschaffen konnte.

Ein besonderes Lob möchte ich noch für das schöne Design des Buches vergeben. Das Cover ist von verschiedenen Grüntönen geprägt. Einzelne Farbtupfer halten das Auge fest. Dargestellt ist ein silbernes, stilisiertes Tor hinter dem sich ein dunkler Wald offenbart, der die Aura des Mystischen verbreitet.. Genau so ist auch die Welt in Thiwelfaria – mystisch, faszinierend und eindeutig fesselnd.

Alles in Allem bleibt mir nur zu sagen, das der Leser mit „Thiwelfaira – Das Tor zur Erinnerung“ eine fantastische Welt mit vielen altbekannten und neuen Wesenheiten geboten bekommt, geprägt von dem Streit zwischen Gut und Böse, Schwesternliebe und starken Gefühlsausprägungen. Ein Erstlingswerk, das nicht besser gelingen kann und in jeden Schrank gehört.
 


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