Andrea Schacht Kyria & Reb
Bis ans Ende der Welt
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»Bis ans Ende der Welt« (Kyria & Reb) von Andrea Schacht
Nach einer Pandemie, die fast die gesamte Menschheit ausrottete, musste eine neue Weltordnung geschaffen werden. In dieser neuen Welt, in der die Frauen das Sagen haben und Männer nur schmückendes Beiwerk sind, wächst die Electi Junora Kyria in purem Luxus und vollkommeneer Harmonie auf. Kyria gehört zu den Mächtigen und Reichen dieser Welt, die alles beherrschen. Als sie während eines Krankenhausaufenthaltes den jungen Rebellen Reb kennenlernt, der in einem Subcult lebt, gerät ihre schöne Welt erstmals ins Wanken. Gemeinsam mit Reb flüchtet sie aus NuYu und begibt sich auf eine gefahrvolle Reise. Kyria möchte zu ihrer Freundin Hazel, um endlich Ordnung in ihr Leben und verschüttete Geheimnisse ans Licht zu bringen. Verfolgt, bedroht, verraten, landet Kyria in einer Welt, die sie sich bisher noch nicht mal vorstellen konnte.
Das Cover zeigt einen kleinen Holzsteg, der zu einem Dorf führt, mitten in einem Wald. Unwirklicher Nebel umhüllt die Szene, die hauptsächlich in Blau- und Grüntönen gehalten ist. Knallpinke Blütenblätter sind der einzige Farbtupfer. Kurz: Es ist sagenhaft schön und läd zum Träumen ein. An diesem Cover kann man nicht vorbei gehen!
Der Schreibstil von Andrea Schacht ist unglaublich. Sie vermischt gekonnt eine Abenteuergeschichte mit reiner Fantasy und einem Spritzer politischem Kalkül. Das gesamte Werk läd dazu ein, es in einem Rutsch zu lesen. Abzutauchen und alles andere zu vergessen, da man von der Spannung gepackt wird, die sich bis zum Schluss durchgehend hält. Dem Leser bleiben gleich zwei Möglichkeiten offen: Entweder man ergibt sich der Geschichte und taucht in eine völlig andere Welt ab, oder man zieht Parallelen zur Wirklichkeit. Ich denke, dass die Autorin genau dies erreichen wollte. Sie wollte nicht irgendeinen Roman schaffen, sondern etwas mit Tiefgang.
Andrea Schacht zeichnet eine fremde Welt, die sich aber hart an der Grenze zur Realität bewegt. Die Schilderung von NuYu in all seiner Pracht, dem Wohlstand und der faszinierenden Technik und der krasse Gegensatz dazu, die Reservate, die auf dem Stand von vor hundert Jahren, also in unserer heutigen Zeit stehen geblieben sind, machen das Buch authentisch und glaubhaft. Zum einen, weil sich der Leser eindeutig damit identifizieren kann, aber der technische Fortschritt in NuYu ist auch nicht zu abtrus und ermöglichen das Träumen von der Zukunft. Bezahlen mit implantierten Chips, schneller Erkennung und Heilung von Krankheiten, Elektroautos. Dies ist zwar noch Zukunftsmusik, aber es liegt alles im Rahmen des Vorstellbaren, des Möglichen. Eine wunderbare, aber auch grausame Welt, wo Träume zu Albträumen werden können, wenn man sich gegen das Regime stellt.
Das Gedankenexperiment von einer von Frauen beherrschten Welt, in der Männer Drogen bekommen, um ihre männlichen Gefühle - Gewalt, Dominanz, Egoismus - zu unterdrücken finde ich sehr gewagt, aber trotzdem gekonnt umgesetzt.
Ihre Protagonisten wirken von der ersten Seite an lebendig. Durch die unterschiedlichen Charaktereigenschaften fiel es mir leicht, die Personen auseinanderzuhalten und der Handlung zu folgen, die in sich schlüssig und logisch aufgebaut ist. Schnell wird deutlich, dass Andrea Schacht in ihren Roman nicht nur Energie und Zeit, sondern vorallem Herzblut investiert hat.
Besonders die beiden Hauptcharaktere Kyria und Reb sind mir sofort ans Herz gewachsen. Reb, der aufrührerische, schlagfertige, kämpferische Rebell und Kyria die Edelzicke, die hauptsächlich aus Ich will nicht und Ich kann nicht besteht. Dies wirkt allerdings nicht überzogen oder nervig, sondern passt einfach zu ihr, die in einer Welt des Überflussen und des Reichtums geboren wurde. Es ist ein Erlebnis und eine Freude, Kyria bei ihrer Veränderung zuzusehen. Sie wächst an ihren Aufgaben und entdeckt völlig neue Talente an sich. Der Hintergrund der beiden wird nach und nach im Laufe des Buches geschildert und der Leser lernt sie von Seite zu Seite besser kennen und lieben. Aber auch die Nebencharaktere glänzen alle durch Einmaligkeit und durch den Phantasiereichtum der Autorin.
Mein Fazit
Ein bewegendes, ein spannendes, ein anrührendes Werk! Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung, die ich auf jeden Fall lesen werde!