Charlie Jane Anders
Alle Vögel unter dem Himmel
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»Alle Vögel unter dem Himmel« von Charlie Jane Anders
Patricia konnte mit 6 Jahren mit Vögeln sprechen, Laurence baute eine Zeitmaschine. Später begegnen sie sich in der High School, freunden sich an und verlieren sich wieder aus den Augen. Zehn Jahre hören sie nichts voneinander. In dieser Zeit lernt Patricia, ihre Hexenkräfte zu gebrauchen. Sie lebt mit anderen Hexen in San Francisco und hilft und heilt Menschen. Hier trifft sie Laurence wieder, der mittlerweile eine Universitäts-Ausbildung abgeschlossen hat und nun für ein Unternehmen arbeitet, dessen Eigentümer Milton Dirth die Menschheit durch Auswanderung auf einen fremden Planeten retten will. Sie sollen mittels einem von seiner Firma erfundenen Wurmlochgenerator zu einem anderen Planeten gehen.
Patricia und Laurence sind immer noch anders als die meisten anderen Menschen und erneuern ihre alte Freundschaft, die sich zu einer scheuen Liebe entwickelt. Sie werden aber bald wieder auseinandergerissen, als sich auf der Erde die ersten großen Katastrophen ereignen. Patricia verliert ihre Eltern, die in einer gigantischen Flutwelle sterben. Die Hexen, Patricia mit ihnen, zerstören die Wurmlochmaschine.
Das lange von Milton angekündigte Chaos bricht auf der Welt aus. Patricia und Laurence stehen zunächst auf verschiedenen Seiten und müssen einen Ausweg aus dem Chaos finden.
Kommentar :
Ich hatte Schwierigkeiten, in das Buch zu kommen. Es beginnt wie ein Märchen, entwickelt sich hin zu einer Geschichte für Erwachsene und endet wieder mit märchenhaften Elementen. Die Autorin versucht, diesen Zyklus auch sprachlich abzubilden. Das ist gewöhnungsbedürftig und passt nicht gut zueinander. Auch weil es ihr zu Beginn nicht so gut gelingt.
Die ersten ca. 150 Seiten wirken wie die Vorbereitung auf die eigentliche Geschichte. Die beiden Protagonisten werden eingeführt. Ihre besonderen Talente werden geschildert, aber auch ihre Einsamkeit. Großen Umfang nimmt die Erzählung der gemeinsamen High School-Zeit ein. In der Schule werden beide Kinder gemobbt und bedroht. Die Figuren ertragen ihre schrecklichen Familien und ihre mobbenden Mitschüler über Jahre, ohne bleibende physische und psychische Schäden davonzutragen. Sie überstehen Mordanschläge eines Assassinen der Schule der Namenlosen Magie. Das war auch eine der Figuren, deren dramaturgischer Sinn sich mir nicht offenbarte. Ein Wunder, dass Patricia und Laurence zwar seltsam, aber geistig gesund blieben.
Doch nun zum Positiven. Alles, was Patricia und Laurence als erwachsenen Menschen geschieht, ist wunderbar erzählt. Jetzt passt auch die Sprache wieder zum Inhalt. Patricia hat übernatürliche Kräfte und kann Menschen von Krankheiten heilen, Laurence ist ein nerdiges Genie und trägt dazu bei, die Menschheit zu retten. Welches Kind hat nicht einmal in seinem Leben solche Träume – jetzt werden sie wahr.
Die Hexen, zu denen Patricia gehört, haben gute Absichten, ebenso wie Milton und sein Unternehmen. Ihre jeweiligen ultimativen Waffen allerdings würden die Menschheit vermutlich vernichten. Unsere beiden Protagonisten führen eine Beziehung zwischen Nähe und sich wieder entfernen, sind immer wieder beschäftigt mit dem Bekämpfen des sich ausbreitenden Chaos‘. Die beiden haben vor vielen Jahren unbewusst eine künstliche Intelligenz geschaffen, die sich über tragbare Geräte, Caddy genannt, nun aktiv in das Leben der Menschen einmischt. Sie will die Menschen glücklicher machen und sorgt unbemerkt dafür, dass sie Glück haben und das Lieben lernen. Laurence gab der KI den Namen Peregrin. Am Ende des Buches erhält Peregrin noch eine wichtige Funktion mit einer Idee, die zu den guten in dieser Geschichte gehört.
Fazit :
Das Buch entsprach nicht ganz meinen Erwartungen. Es scheint mir nicht ganz ausbalanciert zwischen den diversen Zeitsprüngen und nahm mich erst im zweiten Teil gefangen. Dieser Teil allerdings war wunderschön erzählt.
Heute wurde bekannt, dass die Autorin für diesen Roman den Nebula Award gewann.