Nachdem die Unternehmensgruppe Piper zwischenzeitlich den Stuttgarter Weitbrecht / Thienemann Verlag gekauft hat, erfolgte nun eine interne Neuverteilung des Programms. Im Weitbrecht Verlag erschien bis Ende letztes Jahres eine der ganz wenigen Fantasy-Hardcover-Editionen des deutschen Sprachraums. Auch nach dem Wechsel der Eigentümer soll dieses Programmsegment fortgeführt werden.
Unter der Äguide von Friedel Wahren, die man vom Heyne Verlag abwerben konnte, wird der Ausstoss an entsprechenden Titeln sogar noch erhöht. Zum Herbst 2002 sollen insgesamt 5 Bücher erscheinen, darunter immerhin zwei Titel deutscher Autoren.
Neben einer Neuauflage von Wolfgang Hohlbeins „Die Rückkehr der Zauberer“ ist auch der zweite Band von Monika Felten's Elfenzyklus unter dem Titel „Die Macht des Elfenfeuers“ angekündigt.

Wenden wir uns jedoch nun diesem Buch zu. Nachdem dieser Titel bereits vorab als Leseexemplar für die Presse und den Buchhandel aufgelegt wurde, scheint man im Verlag dieses Buch ein wenig zu favorisieren. Vor uns liegt der, für die Übersetzung in zwei Teile aufgespaltene erste Band einer High Fantasy Trilogie. In den letzten Jahren hat sich insbesondere im Heyne Verlag unter der sachkundigen Leitung von Friedel Wahren eine Öffnung hin zu Autoren abgezeichnet, die nicht nur aus den Staaten oder England stammen. Garth Nix , Dave Luckett sind zwei Autoren aus Down-Under, die mittlerweile auch bei uns ihre Leser gefunden haben.
Sara Douglass schickt sich an, ein weiteres Erfolgkapitel für die Australischen Autoren aufzuschlagen. Was sie uns präsentiert, das unterscheidet sich zunächst einmal nicht sehr vom gewohnten Fantasy Einheitsbrei.

Wir finden uns auf einer Welt wieder, in der vor Jahrhunderten ein gnadenloser Vernichtungskrieg stattgefunden hat. Dabei haben die letztlich siegreichen Landbearbeiter (Bauern) ihre bis dahin verbündeten Brüdervölker der Baumfreunde und der geflügelten Luftbewohner vernichtend geschlagen. Deren Magie wurde geächtet, alle Zauberkraft wird abgelehnt und gnadenlos ausgerottet. Seitdem wird alles, was mit den ehemaligen Brudervölkern zusammenhängt verteufelt. Doch nun macht sich das Böse in Gestalt nebelhafter, nicht zu bekämpfenden Schatten auf, die Welt zu erobern und unter ihre gnadenlose Knute zu zwingen.
Zwei Hauptpersonen stehen im Mittelpunkt der Handlung. Axis, Anführer der streitbaren Ordens des Seneschalls ist ungeliebter Bastard des Königshaus. Sein Stiefbruder Bornheld, der als Thronerbe der Heerführer aller Streiter des Reiches ist hasst ihn. Ausgerechnet ihm unterstellt sein Ordenführer Axis und dessen Truppen. Sie sollen der Gefahr aus dem Norden entgegenzutreten. Auf dem Weg in den Norden sollen sie die künftige Gattin Bornheld's, Faraday mitnehmen. Wie es fast zwangsläufig kommt, Faraday und Axis verlieben sich, sind doch beide vom Schicksal auserkoren, bei der Rettung des Landes vor den dämonischen Angreifern eine entscheidende Rolle zu spielen.

Dass beide dabei magische Gaben in sich entdecken, dass ihnen 4 uralte, zauberkräftige Wächter als Helfer zur Seite gestellt werden, das kennen wir bereits. Auch, dass zur Errettung des Landes die verfeindeten Völker wieder geeint werden müssen kommt uns bekannt vor.

Was diesen Roman aus dem üblichen Allerlei bislang hervorhebt, das ist die Darstellung der Hauptpersonen. Differenziert, in sich glaubwürdig aufgebaut, ist deren Motivation jeweils nachvollziehbar.
Mehr noch, die Personen sind interessant. Wir haben einen jungen, talentierten Kriegsherren, dessen Verwandtschaft mit dem Königshaus eher eine Bürde als einen Vorteil darstellt. Aufgewachsen im Kreise eines religiösen Ordens muss ausgerechnet er im Laufe der Handlung erkennen, dass sein Weltbild und die Lebensgrundsätze, die ihm bislang vermittelt wurden dubios, ja falsch sind. Haltlos in einer Welt, die dem Untergang entgegentaumelt muss er die Kraft aufbringen, alles was ihn bislang ausgemacht hat zu hinterfragen und für sich selbst neue Maßstäbe zu suchen. Ähnlich und doch ganz anders ergeht es unser weiblichen Hauptperson. Behütet aufgewachsen kommt sie als naives "Dummchen vom Lande" zu ihrem Debut an den königlichen Hof. Kaum angekommen wird sie von ihrem Vater meistbietend mit der besten Partie verschachert. Und dann verliebt sie sich ausgerechnet in den verhassten Halbbruder ihre Künftigen. Damit nicht genug wird sie vom Schicksal auserkoren, als Freundin des intelligenten Waldes die Geschicke des anstehenden Konfliktes mitzubestimmen. Man sollte annehmen, dass sie gelähmt vor Schrecken wäre, dass sie sich in ihr Schneckenhaus zurückziehen würde, doch sie nimmt ihr Schicksal an, stellt ihr persönliches Glück zum Wohl der Welt hintenan.

Eine abschliessende Würdigung des ersten Teiles der Trilogie kann, bedingt durch die Splittung in zwei deutschsprachige Teile noch nicht erfolgen. Was jedoch bleibt ist mein Interesse an dem weiteren Schicksal der Figuren, und das ist schon mal ein sehr gutes Zeichen für das Werk.