Edmond Hamilton Captain Future 3
Die Herausforderung
Buchlisten
»Die Herausforderung« (Captain Future 3) von Edmond Hamilton
Gravium – das kostbarste und wichtigste Metall im gesamten Sonnensystem. Von diesem Metall hängt der gesamte interplanetare Handel und der Verkehr zwischen unseren Welten ab. Ohne Gravium gäbe es keine Schwerkraftregler und keine interplanetaren Raumschiffe.
Umso wahnsinniger erscheint daher die Tat des Unbekannten, der sich mit seinen schwarzen Raumschiffen aufmacht und systematisch die Abbauanlagen für das so wichtige Metall auf den Planeten Merkur, Mars und Saturn zerstört. Der Handel zwischen den Planten kommt zum erliegen. Zu groß ist die Angst der Raumfahrer mit ihren Schiffen ins Weltall zu starten und möglicherweise auf einem Planeten oder gar im Weltraum Schiffbruch zu erleiden, da kein Gravium mehr für die Antriebe ihrer Raumschiffe zur Verfügung steht.
Derweil bezichtigen die Besitzer der Graviumminen sich gegenseitig der Tat. Sie vermuten, dass einer unter ihnen sich auf diese Weise das Monopol für den Graviumabbau sichern und somit zum mächtigsten Mann des Sonnensystems aufsteigen will. Einzig auf dem Planeten Neptun ist der Abbau des Metalls noch möglich, doch auch hier streiten sich die verantwortlichen Männer um die Schürfrechte.
Captain Future und sein Team werden um Hilfe gerufen. Sie sollen den Drahtzieher ausfindig und dingfest machen. Aber auch Captain Future scheint nicht mehr Herr der Lage zu sein. Hilflos muss er mit ansehen, wie eine Mine nach der anderen auf dem Neptun verloren geht. Als dann auch noch eine unbekannte Rasse auf den Plan tritt und ihn seines Körpers beraubt, scheint alle Hoffnung verloren zu sein.
---
Hut ab! Auch wenn der mittlerweile dritte Band der Reihe in etwa nach dem gleichen Muster wie das seiner Vorgänger abläuft, so ist er doch für mich der mit Abstand bis dato beste. Bei Captain Future – Die Herausforderung (OT: Captain Future’s Challenge) zieht Edmond Hamilton wirklich alle Register. Obwohl es hin und wieder mal zu einem kleinen Logikfehler kommt, bleibt die Handlung aber dennoch so etwas von abenteuerlich und kurzweilig, dass es richtig Spaß gemacht hat der Geschichte zu folgen.
Der Bösewicht tritt diesmal nicht ganz so plakativ in den Vordergrund und verlangt, wie etwa Dr. Zarro oder der Sternenkaiser, die Weltherrschaft, sondern er geht viel heimlicher und intriganter vor. Denn sollte er mit den Taten die er begeht tatsächlich Erfolg haben, würde er automatisch zum mächtigsten Mann des Sonnensystems aufsteigen – ohne das er dies offiziell von der Weltregierung fordern müsste. Und genau das macht ihn so außerordentlich gefährlich. Hinzu kommt noch das er über Waffen verfügt, gegen die auch ein Captain Future machtlos ist, wie dieser am eigenen Leib erfahren muss.
Schon der Anfang des Buches unterscheidet sich erfrischend von dem seiner Vorgänger. Er beginnt quasi mit der Entführung von Captain Future aus seiner Basis auf dem Mond. Das dieser sich natürlich aus seiner misslichen Lage befreien kann ist schon klar, aber bis dahin hat er einige bange Momente durchzustehen - wie übrigens auch Präsident Carthew. Dieser macht zum ersten Mal in seiner Amtszeit die Erfahrung, dass Captain Future (bedingt durch seine Entführung) nicht auf den Hilferuf der Erde reagiert.
Danach läuft die Geschichte wieder in den gewohnten Bahnen ab. Die Verdächtigenliste ist wie üblich schnell erstellt. Als Täter kommen für Captain Future nur die Besitzer der Graviumminen in Frage. Warum das für ihn in einem so frühen Stadium bereits so klar ist, bleibt ungewiss. Genauso gut könnten noch eine Vielzahl anderer Verdächtiger für die Zerstörung in Frage kommen. Auf jeden Fall wird die Liste durch den Tod einiger darauf stehender Protagonisten immer kleiner. Auch Ezra Gurney und Joan Randall dürfen bei dieser Geschichte natürlich nicht fehlen, bleiben aber eher blass und treten vornehmlich im Hintergrund auf. Wie auch in dem Buch Erde in Gefahr , richtet sich der Fokus auf ein zwar nicht ganz unbekanntes, aber bis dato eher mystisches Volk. Auch dieses hat wieder einmal Angst vor den Menschen von der Erde und möchte sie nicht auf ihrem Planeten haben. In Zusammenarbeit mit dem mysteriösen Graviumminenzerstörer schmieden sie ein Komplott um das zu erreichen. Da dieses Volk über eine in manchen Bereichen sehr fortschrittliche Technik verfügt, wird es für Captain Future zu einem großen Problem.
Ein weiteres Problem, diesmal der Geschichte, ist das Nichteingreifen der Polizeikräfte wenn es darum geht die Graviumminen zu schützen. Wenn diese Minen tatsächlich so unglaublich wichtig für die menschliche Raumfahrt sind, warum stellt dann die Regierung nicht ein paar Truppen zu deren Schutz ab? Die Angreifer können auch die letzten Minen ohne große Probleme sabotieren. Lediglich Captain Future eilt mit ein paar Männern, eher auf privater Basis, zu Hilfe. Ein Widerspruch welcher vermutlich der Spannung geschuldet ist.
Mehr als sonst rücken auch die anderen Futuremen in den Vordergrund. Grag dem Roboter ist eine eigene kurze Episode gewidmet. Gestrandet auf einem Asteroiden, wird er für die dort lebenden Wesen zu einem Gott. Das ist zwar ziemlich weit hergeholt, passt aber in das vorherrschende Konzept der Serie, dass sich auf wirklich allen Planeten des Sonnensystems mindestens eine intelligente Rasse entwickelt hat. Warum also nicht auch auf einem Asteroiden? Überhaupt liest es sich phantastisch wenn Edmond Hamilton über die Wasserwelt Neptun schwadroniert. Riesige Meere, teilweise noch unerforscht, und gespickt mit kleinen Inseln auf denen die Menschheit ihre Stützpunkte errichtet hat. Da kommt man als Leser geradezu ins Träumen.
Was sich hingegen ein wenig eigenartig liest ist das sehr devote Verhalten der Futuremen zu Captain Future. Es wird zwar immer wieder betont das alle drei quasi die Ziehväter von Curtis Newton und diesem freundschaftlich verbunden sind, aber für mich als Leser zeichnet sich da eher ein Verhältnis wie zwischen Herr und Knecht ab. Allein schon die Anrede Meister oder Herr ist ein Zeichen dafür. Wenn Curtis, der Magier der Wissenschaften, etwas befiehlt springen alle – ohne zu fragen oder sich zu beklagen.
Nichtsdestotrotz ist auch der dritte Band wieder eine tour de force durch das heimische Sonnensystem. Gespickt mit vielen Gefahren, fremden Welten, zahlreichen Abenteuern und vielen exotischen Völkern. Captain Future muss nicht nur gegen menschliche Bösewichte bestehen, sondern auch gegen eine Gehirn/Bewusstseins-Austauschmaschine, die ihn in einen fremden Körper versetzt.
All das liest sich sehr kurzweilig, ohne große Längen und mit viel Vergnügen. Edmond Hamilton hat mit dem vorliegenden Buch eine wirklich tolle Geschichte erzählt. Wie gewohnt findet man in dem rund 25 Seiten starken Anhang wieder jede Menge an hilfreichen und wissenswerten Infos rund um die Captain Future Reihe. Eine klare Leseempfehlung.