G. A. Aiken Call of Crows
Entfesselt
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»Entfesselt« (Call of Crows) von G. A. Aiken
Kera Watson ist eine Ex-Marine und arbeitet in einem Café in L.A . Eines Abends wird sie, am Hinterausgang des Cafés, Zeugin einer versuchten Gewalttat. Dumm das es jetzt sie ist, in deren Brust das Messer des Angreifers steckt und mehr als gut, dass sie von Vig Rundstrom gefunden wird. Er ist ein Raven, ein Krieger Odins und schafft es in letzter Sekunde, die Göttin Skuld anzurufen, damit sie Kera in eine Crow, eine Todesbotin der Götter, verwandelt.
Das neue, zweite Leben als Crow ist für Kera schwierig, denn das Töten soll nun zu ihrer Hauptaufgabe gehören . Die Crows sind die Auftragskiller der Göttin Skuld und kämpfen, genauso wie die Raven, für das Gleichgewicht der Welt. Sollte es je zu einem extremen Ungleichgewicht zwischen Gut und Böse kommen, steht Ragnarök an, der Weltuntergang. Kera hat aber schreckliche Angst, durch das Töten wahnsinnig zu werden, da ihre Mutter geisteskrank war. Außerdem ist der Umgang mit ihren neuen Schwestern, die alle zusammen auf einem Anwesen leben, sehr anstrengend, da die Crows allesamt ungezügelt, laut und unkontrolliert sind. Das ist für eine Ex-Marine natürlich ein wahrer Albtraum. Den Göttern sei Dank gibt es da ja noch Vig Rundstrom, der sehr an Kera und ihrem Wohlergehen interessiert ist. Kera muss sich zusammenraufen und ihren Crow Schwestern helfen, denn sie sind beauftragt worden, herauszufinden, wer mehrere, göttliche Artefakte entwendet hat und den Missetäter zu töten.
Meine Meinung:
“Entfesselt“ ist der erste Roman von G.A. Aiken, den ich bisher gelesen habe. Viele Leser kennen auch ihre anderen Bücher, z.B. die Dragon- oder Lion Reihe. Der Roman fängt mitten im Geschehen an und die Geschichte von Kera wird in Rückblenden erzählt. Deswegen brauchte ich etwas Zeit, mich in die Geschichte einzufinden.
Kera wird als eine ruhige Ex-Marine beschrieben, die zufrieden ist, in einem Café zu arbeiten und sich nebenher um ihre Hündin Brodie kümmert. Nach und nach erfährt man, mit welchen Dämonen ihrer Vergangenheit Kera zu kämpfen hat. Ihr normales Leben endet abrupt und nun muss sie sich mit der nordischen Götterwelt auseinandersetzen, ebenso der Leser. Mich hat die nordische Göttersaga in der Inhaltsangabe des Buches sehr gereizt und neugierig gemacht. Leider habe ich nicht die größten Vorkenntnisse, sodass ich zwischendurch schon etwas verwirrt war. Die Autorin erklärt nicht allzuviel und so fehlt es einem streckenweise an Hintergrundinformation.
Auch haben mich die vielen Protagonisten am Anfang etwas straucheln lassen, da sie mal mit Vornamen, dann wiederum mit Nachnamen angesprochen werden. Die Crow Schwestern und die anderen Raven Brüder werden nicht sehr genau beschrieben, sondern nur kurz vorgestellt. Das führte bei mir dazu, dass sie mir während des gesamten Buches doch etwas fremd blieben. Allerdings musste ich bei so manchem Gespräch zwischen Crow und Raven schmunzeln, da auch immer wieder Humor eingestreut wird. Die Sprache an sich ist zwischendurch ziemlich derb, aber was soll man bei Wikingern auch anderes erwarten? Da wird dann z.B. auch nicht miteinander geschlafen, sondern gefi… Da der Sex aber eher am Rande der Geschichte spielt, hat mich das nicht weiter gestört.
Kera als Figur kann mich leider nicht besonders überzeugen, ihre Handlungen blieben mir meist unverständlich, so möchte sie, kurz nach ihrer Auferstehung am liebsten den ganzen Crow Clan umstrukturieren, hat aber eigentlich noch keinen blassen Schimmer, wie ihr neues Leben überhaupt aussieht.
Vig ist mir eigentlich sympathisch, allerdings finde ich die rasante Verwandlung von einem wortkargen, gefürchteten und für wahnsinnig gehaltenen Wikinger in einen liebenden Freund etwas unglaubwürdig. Viel von ihm und über ihn wird nicht erklärt, außer dass er ein skrupelloser Krieger ist und so blieb er mir auch leider etwas fremd.
Die Story an sich ist ziemlich rasant und es gibt reihenweise Kämpfe, in denen Köpfe und Arme abgerissen werden und in denen ist nur so spritzt vor Blut. Für mich, als Leserin, ist das völlig in Ordnung, es handelt sich bei den Gruppen ja nun schließlich nicht um Pfadfinder, sondern um gefährliche Todesboten und gefürchtete Wikinger. Allerdings ist “Entfesselt“ aus dieser Sparte doch das bis jetzt brutalste Buch, das ich bisher gelesen habe und war von mir so nicht erwartet.
Fazit:
G.A. Aiken hat mit “Entfesselt“ eine neue Buchreihe begonnen, in der es um die nordische Götterwelt und ihre menschlichen Krieger geht. Ich hätte mir von der Autorin noch etwas mehr Einleitung in diese Welt gewünscht, denn man kann, meiner Meinung nach, dieses Wissen vom Leser nicht voraussetzen. Das Buch war kurzweilig und unterhaltsam, die Personen sind mir aber etwas zu farblos geblieben, da bleibt für mich auf jeden Fall noch Luft nach oben. Wer nichts gegen blutige Kämpfe und eine streckenweise etwas derbere Ausdrucksweise hat, offen für nordische Legenden ist, kann hier gut zugreifen. Ich bin auf jeden Fall sehr auf den zweiten Teil der Serie gespannt und vergebe 3,5 Sterne.