Isaac Asimov
Das Ende der Ewigkeit
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»Das Ende der Ewigkeit« von Isaac Asimov
Andrew Harlan ist ein Ewiger, jemand der außerhalb des normalen Raum-Zeitgefüges steht und der mit anderen seiner Art über die Zukunft der Menschheit wacht. Wo immer sich negative Entwicklungen für die Zukunft der Menschheit anbahnen, ist es seine Aufgabe, diese durch kleine Eingriffe in die Realtität zu unterbinden.
Durch Zufall lernt Harlan das Mädchen Noys Lambent kennen. Er verliebt sich in sie und möchte fortan sein Leben mit ihr teilen. Nur leider ist Noys keine Ewige, sondern eine Sterbliche und somit den Beschränkungen der Realität und der Zeit unterworfen. Hinzu kommt, dass bei einem in Kürze anstehenden Eingriff in die Realität des Jahrhunderts in dem Noys lebt, dieser auch Auswirkungen auf Noys Persönlichkeit haben könnte. So besteht die Möglichkeit, dass Noys in ihrer neuen Existenz keine Erinnerungen mehr an Harlan haben wird.
Um das zu verhindern, entführt Harlan Noys in die Ewigkeit, in sein Raum-Zeitkontinuum. Aber Harlan steigert sich immer mehr in die Sache hinein und sieht Verschwörungen wo keine vorhanden sind. Als sich ihm die Möglichkeit bietet die Ewigkeit, den Kreis der Zeit, zu zerstören, zögert er daher nicht. Die Konsequenzen die sich aus seiner Tat ergeben, eröffnen jedoch der Menschheit völlig neue Möglichkeiten.
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Über 60 Jahren ist es nun schon her, dass Isaac Asimov einen seiner wohl bekanntesten Zeitreiseromane, Das Ende der Ewigkeit (OT: The end of eternity), schrieb. Es ist die faszinierende Geschichte über eine Gruppe von Männern, deren Aufgabe es ist, über die Zukunft der Menschheit zu wachen, in dem sie alle negativen Einflüsse und Entwicklungen kontinuierlich unterdrückt und per Eingriffe in die Realität korrigiert. Allerdings haben diese Männer eine Art Tunnelblick entwickelt und sind so auf ihre Aufgabe konzentriert, dass sie gar nicht mehr über ihren Tellerrand hinausblicken können. Statt dessen verzetteln sie sich viel zu oft in kleinlichen Streitereien und in zu nichts führenden Diskussionen untereinander, wenn es um die Zukunft der Menschheit geht.
Einer dieser Männer ist Andrew Harlan. Er ist noch nicht lange ein Ewiger und erledigt seine Aufgaben mit Bravour, leidet aber sehr unter der Einsamkeit in der Ewigkeit, dem Raum-Zeitkontinuum in dem Leute wie er ihr trostloses Dasein fristen. Um aus dieser Trostlosigkeit zu entkommen, geht Harlan eine Liaison mit der Sterblichen Noys ein. Er blüht auf, befürchtet jedoch, dass sein ihm nicht ganz wohlgesonnener und eifersüchtiger Vorgesetzte alles in seiner Macht stehende veranlassen könnte, um die Liaison zu unterbinden. Also versteckt Harlan Noys irgendwo in der Zukunft der Ewigkeit.
Bis hierher mag noch alles wie eine Art Liebesroman in der Zukunft klingen, aber für einen Liebesroman offenbart das Buch doch zu wenig Gefühl und Emotionen. Die Beziehung zwischen Harlan und Noys erweckt Anfangs eher den Eindruck einer Zweckgemeinschaft. Er will nicht mehr alleine sein, sie sucht die (vermeintliche) Unsterblichkeit als Ewige. Das Zwischenmenschliche kommt bei Harlan und Noys einfach zu kurz. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, denn diese Liaison dient der eigentlichen Geschichte eh nur als Sprungbrett. Harlan braucht einfach nur einen guten Grund um mit der Ewigkeit zu brechen und um mit den Manipulationen an der Zeit aufhören zu können. Wie sonst ließe es sich erklären, mit welcher Selbstverständlichkeit er bereit ist an der Zerstörung der Ewigkeit zu arbeiten? Als sich ihm die Möglichkeit offenbart den Kreis der Zeit endgültig zu zerstören und die „Erfindung“ der Ewigkeit im 23. Jahrhundert zu sabotieren, zögert er daher auch keine Sekunde. Ginge es ihm nur um die Liebe zu Noys, wäre dieser Schritt nicht nötig.
Alle bis dato stattgefundenen Ereignisse, die Zeitreise Brinsley Coopers, um eine Identität einzunehmen, die für das Bestehen der Ewigkeit absolut nötig ist und um ein Zeitparadoxon zu verhindern, oder die abgesperrten Jahrhunderte jenseits der 100.000 Marke, dienen nur einem Ziel: Sie führen Harlan zu dem Punkt, an dem er sich entscheiden muss, was für die Zukunft der Menschheit wirklich am Besten ist. Dank Noys, die nicht die ist, die sie zu sein vorgibt, hat er nun auch die Gewissheit und die Möglichkeit diese Entscheidung zu treffen. Was braucht die Menschheit wirklich? Die Ewigkeit oder die Unendlichkeit? Beides ist nicht gleichzeitig möglich.
Das Ende und die damit aufgeworfenen Fragen sind wieder ein typisches Asimov-Thema. Nicht zum ersten Mal müssen sich seine Protagonisten fragen, was gut für die Menschheit ist und was nicht. Die Entscheidungen müssen sie alleinverantwortlich fällen. So erging es bereits R. Giskart Reventlov, der sich für eine radioaktive Verseuchung der Erde entschied (um der Menschheit den Aufbruch ins All zu erleichtern) oder auch Golan Trevize, der entscheiden musste ob die Zukunft der Menschheit in der Gaia-Lebensform liegt oder im Leben als Einzelindividuum. So gesehen befindet sich Andrew Harlan in guter Gesellschaft.
Das Lesevergnügen wird etwas durch die antiquiert wirkende Technik getrübt. Bücher und Unterlagen werden noch auf Mikrofilm und Lochstreifen gedruckt, bzw. gespeichert. Es ist die Rede von großen Datenverarbeitungsanlagen, die aber eher das Flair und den Charme von vorsintflutlicher Technik verströmen. Auch die Ewigkeit selbst wird nur eher vage beschrieben. Wie hat man sich diese vorzustellen? Ist sie eine Art Gebäude mit vielen Zimmern und Etagen (auf denen die Ewigen leben, wohnen und arbeiten) und die durch Kessel (Aufzüge) miteinander verbunden sind? Und, wo genau ist sie zu finden? Einfach nur irgendwo in Zeit und Raum?
Dennoch vermag das Setting durchaus zu überzeugen. Allein das Rätsel um die gesperrten Jahrhunderte beflügelt die Fantasie des Lesers. Ebenso der Handlungsstrang rund um den Ewigen Brinsley Cooper und seine geheimnisvolle Reise in die Vergangenheit. Hier bot sich einiges an Potenzial, das aber leider von Asimov nicht voll abgerufen wurde. Zudem rundet der angenehme und einfache Schreibstil Asimovs (ohne großes Trara und ohne wissenschaftliches Brimborium) das Buch gekonnt ab.
Abschließen möchte ich mit dem mir eingängigsten Satz des ganzen Buches:
„Mit dem Verschwinden kam das Ende der Ewigkeit. Und der Beginn der Unendlichkeit.“ (Zitat Seite 240)
Und seien wir doch mal ehrlich. Wo kann man solche phantastischen Sätze wie diesen noch lesen, wenn nicht bei einem Asimov?
Isaa Asimov - Das Ende der Ewigkeit
Taschenbuch: 240 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 345331686X
ISBN-13: 978-3453316867