Joel Shepherd Die Androidin 1
Auf der Flucht
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»Auf der Flucht« (Die Androidin 1) von Joel Shepherd
Wir begegnen April Cassidy in Tanusha, der Hauptstadt des Planeten Callay. Sie führt verschiedene Bewerbungsgespräche und versucht, sich in der für sie neuen Stadt zu orientieren. Bald wird klar, dass sie ihren Namen erst seit kurzem trägt. Früher hieß sie Cassandra Kresnov und war einst eine künstlich geschaffene Soldatin in Diensten der Liga. Deren Gegner, die Föderierten, spüren April in Tanusha auf und versuchen, ihren Funktionsmechanismus zu verstehen. Sie wird von den örtlichen Sicherheitskräften befreit. Doch nun muss die Regierung von Callay entscheiden, ob sie leben und in Callay bleiben darf oder ob man sie an die Föderation ausliefert.
Zufällig ist Cassandra in der Nähe, als ein Angriff auf die Präsidentin von Callay erfolgt und hilft entscheidend bei der deren Rettung. Auf Callay wird der Notstand ausgerufen und Cassandra wird vom Sicherheitsdienst rekrutiert, um die restlichen Angreifer zu suchen und auszuschalten. Aber die Angreifer sind noch nicht besiegt.
Sie erfährt, dass einer ihrer tot geglaubten früheren Kameraden noch lebt und einer der Attentätergruppen angehört. Sie kann ihn davon überzeugen, mit ihr zusammenzuarbeiten.
Schon zu Beginn wird klar, dass April Cassidy irgendwie anders ist. Die ganze Geschichte wird aus ihrer Perspektive erzählt. Uhrzeiten erfasst sie minutengenau. Ihre Wahrnehmung ist extrem besser als die menschliche. April hat sich von ihren Vorgesetzten abgewandt, als sie erfuhr, dass ihre frühere Einheit auf deren Betreiben hin vernichtet wurde. Seitdem ist sie auf der Flucht. April ist die bisher höchst entwickelte künstliche Person. Zum Leidwesen ihrer Vorgesetzten wird sie dadurch auch komplexer in ihrer Persönlichkeit. Sie interessiert sich für Kunst, entwickelt Gefühle, entdeckt den Zweifel an ihrer Tätigkeit in sich und entwickelt ethische Prinzipien. Dies wird vom Autor als folgerichtig beschrieben, war doch der Bauplan der Androiden eine exakte Kopie des menschlichen Bauplans. Hinreichend komplex entworfene künstliche Menschen sind in ihren Handlungen und ihrem moralischen Kompass nicht von geborenen Menschen zu unterscheiden. Dies ist eine der Botschaften des Buches.
Trotzdem ist Cassandra immer noch eine effiziente Soldatin, eine Killermaschine. Die Diskussionen, die sie mit anderen darüber führt, die Zweifel an sich, die Auseinandersetzung mit den Prinzipien ihres Handelns nehmen großen Raum ein.
Einigen Raum nimmt auch die Schilderung des Konflikts zwischen der Liga und der Föderation ein. Die Liga glaubt an wissenschaftlichen Fortschritt als Basis des menschlichen Fortschritts. Sie grenzt sich scharf vom Konservatismus der Föderation ab. Lange Jahre herrschte Krieg zwischen den beiden politischen Bündnissen. Der Unterschied macht sich auch an der Einstellung zu künstlichen Menschen fest. Die Liga forscht auf diesem Gebiet und setzt ihre Androiden im Krieg ein, obwohl das nicht unumstritten war. Auch in der Föderation wurden „Verbesserungen“ an Menschen durchgeführt, speziell an den Soldaten. Sie blieben aber immer noch Menschen, während die Androiden komplett künstlich erschaffen waren.
Mit Cassandra Kesnov hat der Autor eine komplexe Figur geschaffen, die durchaus Potenzial für die angekündigten beiden Folgebände hat. Die Nebenfiguren treten sehr in den Hintergrund. Von ihnen erfährt man nicht viel.
Schön ausgestaltet ist auch der Schauplatz, die Stadt Tanusha. Ohne dass es gesagt werden muss, wird schon aus der ethnischen Herkunft der Bevölkerung klar, dass sich die Auswanderung auf andere Planeten aus vielen Nationen und Kulturen speist.
Fazit : Ein spannender, interessanter erster Band einer Trilogie, der Lust auf mehr macht.