Kilpatrick, Nancy
Todessehnsucht
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»Todessehnsucht« von Kilpatrick, Nancy
Anne Rice war meines Wissens die erste Autorin, die eine ganze Reihe miteinander verwobener Vampir-Romane vorlegte. Sie schuf mit ihren Erzählungen um Lestat, Armand und Pandora - um nur ein paar ihrer Protagonisten zu nennen - ein faszinierendes, weil sehr komplexes Universum ihrer Welt.
Quinn Yarbro, P.N. Elrod, Nancy Collins und andere nahmen den Faden auf, und schufen ihre eigenen Vampir- Welten.
Auch die Kanadierin Nancy Kilpatrick ist eine weitere Vertreterin dieser Garde. Nach dem vorliegendem Roman veröffentlichte sie weitere Erzählungen mit wechselnden Hauptpersonen rund um die auch diesen Roman bevölkernden Bluttrinker. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken will, so werden auch diese Romane im Rahmen des Festa Verlages veröffentlicht werden.
Zero, eine drogensüchtige Prostituierte nimmt einen ungewöhnlichen Auftrag von einem ihrer Dealer an. Sie erhält ein Flugticket nach London, und soll zu Beginn der Dunkelheit in einem verfallenen Herrschaftshaus einsteigen und einen dort aufgebahrten Toten pfählen. Zero hängst zwar an der Nadel, doch an Vampire glaubt sie nicht. Ihren Glauben beherrschen grüne Dollarnoten und weisses Pulver. Doch dann richtet sich der vermeintlich Verstorbene, David genannt plötzlich auf. Er erzwingt ihren harten Entzug, um mit ihr in den Slums New Yorks auf die Suche nach dem Auftraggeber des Mordes zu gehen. Ihre Ermittlungen führen sie in die Vergangenheit David´s. Jahrzehnte früher verfiel David zusammen mit zwei seiner Vampirfreunde dem lasziven Charme einer sehr alten Blutsaugerin, Ariel benannt. Nun sucht eben jene Ariel, eine ferne Vorfahrin Zero's, ihn zu vernichten. Die Frage nach dem Warum, dem Motiv steht hinter den weiteren Ermittlungen. Es kommt zu blutigen Kämpfen, Verbrüderung, Verrat und Vergebung bevor zum grossen Finale geblasen wird.
Im Waschzettel des Verlages wird die Autorin als Gothic Queen tituliert, ein Begriff der meines Erachtens nicht ganz zutrifft. Kilpatrick schildert uns eine faszinierende, mit deftigen, an Deutlichkeit wenig zu wünschen übrig lassenden Sexszenen angereicherte Handlung. Eine morbide Ausstrahlung, eine Faszination am Tod vermochte ich aus diesem Roman aber nicht herauszulesen. Ganz im Gegenteil spricht sich die Autorin für die Schönheiten des Lebens aus, wobei sie die Schattenseiten unserer heutigen Gesellschaft nicht aussen vor lässt. Sie entführt ihren Leser in das Milieu der Hoffnungslosen, der Gewaltbereiten ohne Perspektive. Gleichzeitig aber zeigt sie uns, dass diese Menschen, trotz aller Abgestumpftheit und Drogensucht durchaus Fähig und in der Lage sind, menschliche Gefühle wie Freundschaft, Vertrauen und Hingabe zu empfinden. Zero, ihre eigentliche Heldin in diesem Buch, gelingt es unter tatkräftiger Hilfestellung von David aus dem Teufelskreis der Drogenabhängigkeit und er Beschaffungskriminalität auszubrechen. Wir empfinden zunächst Mitleid mit ihr. Ohne näheres zu wissen, scheint man sie in eine Situation zu schicken, aus der sie eigentlich nur als Verliererin herauskommen kann. Sie nutzt sie die Chance die sich ihr bietet und schafft unter grossen persönlichen Opfern den Ausstieg.
Wenn in den weiteren Titeln des Zyklusses die Gesellschaft der Vampire noch weiter beleuchtet wird, dann wird dies rasante Mischung aus Vampiren, Gewalt und Sex mit einem durchaus ernst zu nehmenden Hinweis auf soziale Notstände sicherlich auch bei uns ein grosser Erfolg werden.