Die Scholomance - Schule für die Elite, das Fußvolk und die dazwischen. Kurz, eine Zauberschmiede für alle Magie begabten Kinder auf dieser Welt, existiert sie los gelöst im Nirgendwo. Die Schüler werden dorthinein gesogen und verbringen ihre gesamte Ausbildung dort. Erst zum Abschluss öffnet sich eine Pforte: Wer sie durchschreitet, kann leben; wer nicht, stirbt. Doch auch die Ausbildung hat es in sich, denn die Schule bestimmt den Lernstoff, es gibt keine Lehrer und auf den Gängen treiben alptraumhafte Gestalten in Unwesen: Erwischen sie dich, bist du tot...

Das Cover ist in schwarz gehalten. Wie aus dem Nichts schwebt die Scholomance in all ihrer schrecklichen, unheimlichen Pracht in purem Gold auf dem unteren Drittel und scheint höher und immer höher driften zu wollen. Ich finde das Bild toll zum Inhalt gewählt, da die Schule geheimnisvoll wirkt. Aber nicht so, als würde man sich sicher sein, ihre Geheimnisse wirklich ergründen zu wollen, sondern eher so, als würde etwas Böses in den Gängen lauern.

Naomi Noviks Schreibstil hat mich sehr überrascht! Für ein Jugendbuch hätte ich mit einem leichteren Stil gerechnet und nicht mit so viel Düsterkeit. Hinter jeder Ecke lauert etwas Gefährliches, etwas potenziell Tödliches. Zudem wirkt der Stil auf mich nicht nur bedrückend mit einer Spur Unheimlichkeit, sondern regelrecht die Seele peinigend. Aufgrund des Klapptextes hatte ich an eine Zauberschule alla Hogwarts gerechnet: Zwar düster, aber doch voller lichtstrahlender Magie und Lebendigkeit. Aber die Scholomance ist das genaue Gegenteil: Hier wird nur der Tod zelebriert. Freundschaften scheint es kaum zu geben, nur Bündnisse. Keiner gibt dir etwas ohne Gegenleistung. Außer, du gehörst einer Enklave an und das tun nur die Wenigsten.
Doch die Scholomance ist nicht nur ein dunkler Ort, sondern eben auch ein Ort voller Magie! Die Jugendlichen werden in Hexerei unterrichtet und was kann es für einen größeren Ansporn geben, als das eigenen Überleben? Kaum ist ein Zauberspruch gelernt, schon kann er auf ein Monster, eine Vergiftung und oder einen Fluch angewandt werden. Denn wenn die Schule plötzlich beschließt, Gänge länger zu machen, das Nichts locken zu lassen, das Essen vergiftet oder sonstige Bedrohungen ans Licht kriechen, ist Überleben schon ein gigantischer Lernansporn!
Die Autorin schaffte es gekonnte, die Schule mit all ihrer Magie vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen. Gerne raste ich durch die Gänge, voller Furcht, von einem Seelenfresser verfolgt zu werden und um die nächste Ecke ein Schlundmaul zu sehen. Meine Phantasie schlug regelrecht Purzelbäume, als ich mir all die gefährlichen Wesen vorstellen wollte, die die Schüler peinigen!

Im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen die beiden Jugendlichen Galadriel und Orion. Orion, Held der Schule, geschätztes Mitglied einer der einflussreichsten Enklaven und strahlender Stern all derer, deren Leben er retten durfte; denn gibt es irgendwo einen Angriff, erscheint Orion und rettet seine Mitschüler! Von allen gefeiert und angehimmelt, scheint er sich im strahlenden Mittelpunkt Zuhause zu fühlen.
Galadriel hingegen ist die typische Außenseiterin. Sie gehört zu keiner Gruppe und muss sich alles hart erkämpfen: Vom Essen über einen Sitzplatz bis hin zu der Möglichkeit einer Dusche. Dass sich die Wege dieser beiden Schüler kreuzen war klar, aber dass sie einen gemeinsamen Weg gehen werden, mehr als unwahrscheinlich. Orion rettet Galadriel mehr als ein Mal das Leben und erntet da für von ihr Hohn, Spott und Feindseligkeit. Nur langsam kann El einsehen, dass dem strahlenden Helden wirklich etwas an ihr als Mensch etwas liegt.
Nach und nach kommen Geheimnisse ans Tageslicht, mit denen ich nicht gerechnet hätte und womit mich Naomi Novik eiskalt erwischte. Es machte mir Freude, die Entwicklung der beiden Jugendlichen zu beobachten und wie sie ihren Platz im Leben suchen.

Mein Fazit

Dunkel, düster, bizarr und unheimlich spannend! Mal eine ganz andere Zauberschule als verklärte rosarote Glitzerstaub überzogene Märchenwesen. Lesenswert!