Phillip P. Peterson
Janus
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»Janus« von Phillip P. Peterson
Die Astronautin Jenny Nelson soll zum Marsmond Phobos fliegen, um ein Objekt zu bergen, bei dem es sich womöglich um außerirdische Technologie handelt. Russen und Chinesen bereiten ebenfalls eine Bergungsmission vor und wollen als erste vor Ort sein. Jenny bricht mit einem Team zu einer eilig vorbereiteten Mission auf, die zu einem Wettlauf mit den östlichen Mächten wird. Schon während des Flugs könnte die kleinste Panne den Tod bedeuten. Und niemand weiß wirklich, was sie auf dem Marsmond erwartet.
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Ein außerirdisches Artefakt auf dem Mars, ein Wettrennen der irdischen Machtblöcke mit dem Ziel, dieses als Erste in Besitz nehmen zu können – eigentlich die optimalen Zutaten für eine spannende und temporeiche Geschichte. Könnte man meinen, aber für mich ist die Geschichte die Phillip Peterson daraus gemacht macht hat leider (fast) das genaue Gegenteil.
Die Story schleppt sich die ersten 250 Seiten einfach nur so dahin und kommt nicht wirklich in die Pötte. Ellenlange Passagen, in denen die beiden Hauptcharaktere Jenny Nelson und ihr Freund Daniel Perito ihren momentanen und zukünftigen Beziehungsstatus erst einmal ausdiskutieren müssen. Sorry, aber das interessiert mich nicht die Bohne. Erst ab Seite 333 (von 383) geht es dann ans Eingemachte und die Landung auf dem Mars rückt in den Mittelpunkt. Von da an sind es dann gerade mal 50 Seiten, die sich Peterson Zeit nimmt um die „Erforschung“ des Artefakts und die Auseinandersetzung zwischen den rivalisierenden Raumfahrern (Amis auf der einen und Russen und Chinesen auf der anderen Seite) zu schildern.
Kriecht die Handlung in den ersten 2/3 des Buches nur so vor sich hin, überschlägt sie sich förmlich im letzten Dritteln und liefert nichts, aber auch gar nichts, an Informationen über das außerirdische Artefakt. Die Erkundung versandet förmlich im Marsstaub und endet mit einer riesigen Explosion. Ich wünschte mir, dass Peterson seine Gewichtung der Ereignisse genau andersherum gewählt hätte. Was hätte man alles aus der Erkundung des Artefakts und der Konfrontation der „verfeindeten“ Raumfahrer machen können? Selbst der achtmonatige Flug zum Mars hätte einiges an Potential geboten, Peterson hat es leider nicht wirklich abgerufen. Sehr schade.
Positiv anzumerken ist, dass Peterson fachlich wohl einiges auf dem Kasten hat. Schaut man mal in seine Vita, weiß er wohl wovon er schreibt. Wie die Astronauten ausgebildet werden und was im Vorfeld eines Raumfluges alles so berücksichtigt werden muss, das kommt für mich schon sehr authentisch rüber. Das macht teilweise auch durchaus Spaß zu lesen und ist sehr informativ, aber für 333 Seiten einfach zu kompakt und, sorry, in der Ausführlichkeit dann doch einfach zu viel des Guten. Insbesondere dann, wenn auf dem Mars ein außerirdisches Artefakt lauert und den Raumfahrern ein monatelanger Flug in einem nicht besonders ausführlich getestetem Raumschiff bevorsteht. Die Beziehungskiste zwischen Jenny und Daniel hat die Geschichte noch zusätzlich ausgebremst. Das die beiden es nicht einfach haben (werden) ist ja eh klar und für das Buch waren diese Kapitel relativ überflüssig.
Gut geschildert war ebenfalls der sich anbahnende Konflikt der drei Supermächte Amerika, Russland und China. Klar, jede will das Artefakt als erstes erreichen und die dort vielleicht vorhandene Technik zum eigenen Nutzen ausschlachten. Das man dann auch mal dem Gegner einem Atomkrieg androht, sollte dieser als Erster das Artefakt erreichen und in Besitz nehmen, ist genau so, wie es ablaufen wird (sollte so etwas wirklich einmal passieren). Lieber die ganze Welt in den Abgrund reißen als dem Gegner eine Vormachtstellung zugestehen zu müssen. Es ist einfach nur zum Kotzen. Das ausgerechnet Amerika sich einer gemeinsamen Erforschung widersetzt hat, verwundert mich so überhaupt nicht, denn genau so schätze ich die Amis ein.
Witzig auch immer wieder die Art, wie die Kommunikation zwischen den Großmächten abläuft. Es sind nicht immer die offiziellen Treffen der Regierungsmitgliedern oder von Verantwortlichen in denen die weitere Vorgehensweise mit- und untereinander beschlossen wird. Eher das Gegenteil ist der Fall. Jeder Mitarbeiter ist irgendwie mit einem Kollgen der Gegenseite vernetzt, man kennt sich von zahlreichen Treffen, trifft sich auf ein kleines inoffizielles Gespräch und tauscht so Informationen aus, welche man dann an seinen Vorgesetzten weiterreicht. So bleibt man im Gespräch mit der Gegenseite - ohne irgendetwas öffentlich oder offiziell machen zu müssen. Eine Vorgehensweise, die vermutlich schon seit Beginn der Politik praktiziert wird.
Zu den Hauptcharakteren ist nicht viel zu schreiben. Jenny, in ihrer penetranten (aber durchaus nachvollziehbaren) Art sich um einen Platz in der ersten Crew zu bemühen, nervt etwas. Das sie dann doch noch in diese reinrutscht, war klar. Die Art und Weise … nun gut, muss man halt so hinnehmen. Daniel macht zumindest eine kleine Weiterentwicklung durch und ist bereit über seinen Schatten zu springen und fast anderthalb Jahre auf Jenny zu warten. Das spricht für ihn. Aber mal ehrlich: war das nicht klar?
Nach dem Ende zu urteilen, ist hier klar ein zweiter oder gar dritter und vierter Band eingeplant,. Denn das, was auf dem Mars passiert ist, kann es doch wohl noch nicht gewesen sein, oder? Das Buch endet ja quasi mit dem Hinweis, dass die Nachricht des Artefakts auf dem Mars mit Überlichtgeschwindigkeit zu deren Heimatsystem nach wer-weiß-wo-das-liegt gesendet wurde und sich die Erde nun in unmittelbarer Gefahr bezüglich eines Vergeltungsschlags der Außerirdischen befindet. So sollte auf jeden Fall kein Buch enden für das nicht mindestens ein Folgeband geplant wurde.
Fazit
Die Geschichte war leider etwas zu langatmig um mich wirklich begeistern zu können. Zwar routiniert geschrieben, Peterson ist in der deutschen SF ja mittlerweile nicht mehr wegzudenken, aber für mich persönlich mit der falschen Gewichtung was die Verteilung der Geschehnisse angeht. Das, was wirklich interessant hätte werden können, wurde sehr stiefmütterlich behandelt und das, was eigentlich eher schmückendes Beiwerk hätte sein sollen, wurde zu breit ausgewalzt. Dennoch kein Grund für mich den Autoren links liegen zu lassen. Das Peterson es besser kann hat er für mich oft genug bewiesen. Warten wir mal den zweiten Band ab.