Ralf Isau
Der verbotene Schlüssel
Buchlisten
»Der verbotene Schlüssel« von Ralf Isau
Sophia erbt von ihrem Großvater ein Fabergé-Ei mit brisantem Inhalt : eine Uhr mit einem Schlüssel. Ein Brief warnt sie, diesen zu benutzen, doch die 14 jährige kann natürlich nicht widerstehen und dreht den Schlüssel im Uhrwerk. Sofort wird sie von der Maschine eingezogen und findet sich im Inneren wieder, wo sie Theo trifft, der ihr die Hintergründe erklärt. Fortan sind die beiden in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt, wechseln immer wieder die Welten und werden von Oros, dem Herr von Mekanis, verfolgt. Dieser verfügt über die Macht, Menschen zu Maschinen zu machen, sowie allen Maschinen seinen Willen aufzuzwingen. Ein Entkommen scheint unmöglich…
Ein Buch wie eine Droge: einmal angefangen, kann man nicht mehr aufh ören. Eine ewige Jagd, bei der man als Leser immer hautnah dabei ist. Plastische Erklärungen der einzelnen Mekanisier lassen beim Leser ein wundervolles Kopfkino entstehen und er sieht die Wesen förmlich vor dem inneren Auge. Auch die vielen tollen Ideen des Autors machen das Buch sehr lesenswert. Die Neuentwicklung unseres Kalenders bekommt hier eine völlig neue Richtung, Maschinen bekommen eine Seele wenn ein Mensch sie berührt, Geschichte wird lebendig.
Über kleine Logikmängel – wie z.B., dass eine 14 jährige wochenlang allein unterwegs ist, ohne, dass sich jemand sorgt, liest man dabei großzügig hinweg.
Eigentlich ist das Buch eine Geschichte in der Geschichte. Es laufen nämlich zwei Handlungen gleichzeitig ab . Sophia in der Jetztzeit und Theo in der Vergangenheit, in der beschrieben wird wie der Mechanismus und die Parallelwelt entstand und welche Abenteuer dazu führten, dass Theo dort eingeschlossen war und immer jugendlich blieb. Leider haben diese Abenteuer von Theo im Buch etwas überwogen und waren anfangs nicht deutlich gekennzeichnet, so dass man als Leser erst mal stutzte und nicht wusste, wo man jetzt gerade ist. Das hat ein wenig von der Spannung genommen, weil diese Abenteuer sehr, sehr ausführlich erzählt waren und so die eigentliche Handlung von Sophia etwas zu kurz kam.
Auch der humoristische Faktor kam im Buch nicht zu kurz. Als Sophia Theo mit in die Neuzeit nimmt ist dieser erst mal verwirrt. „Können wir nicht einfach eine Pferdekutsche nehmen?“ oder wie er seinen ersten Burger isst – diese Stellen bringen den Leser unwillkürlich zum Schmunzeln. Davon hätte ich mir noch ein paar mehr gewünscht. Vor allem die Verfolgungsjagden, von denen es sehr viele im Buch gibt, haben mir gut gefallen, finden die zwei Jugendlichen durch einige Tricks doch immer einen Ausweg aus schier aussichtsloser Lage. Außerdem sind diese sehr spannend geschildert, bedienen sich einiger Überraschungen (die Kerze im IPhone!!) und sind einmal etwas völlig anderes – z.B. die Jagd am Ende in Mekanis, als sich Theo mit den Händen den Fluchtweg frei macht. Hier zeigt sich einmal mehr die große Erzählkunst von Ralf Isau.
Fazit: sehr gelungenes Jugend-Fantasy-Buch mit kleineren Längen, minimalen Schwächen, aber viel Handlung, sehr flüssiger Schreibweise und viel Platz für Fantasie.