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Thomas Thiemeyer

Chroniken der Weltensucher 5
Das Gesetz des Chronos

  • Autor:Thomas Thiemeyer
  • Titel: Das Gesetz des Chronos
  • Serie:Chroniken der Weltensucher 5
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Hardcover
  • Verlag:Loewe Verlag
  • Datum:17 Juni 2013
  • Preis:17,90 EUR

 
»Das Gesetz des Chronos« (Chroniken der Weltensucher 5) von Thomas Thiemeyer


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(4.5)

 
 
Im Jahr 1895 wird in Berlin der deutsche Kaiser Wilhelm II. und seine Frau Kaiserin Auguste Viktoria von einem Attentäter erschossen. Doch irgendwie fühlt sich das alles falsch an. Kann es vielleicht damit zusammenhängen, dass Carl Friedrich von Humboldt an dem Bau einer Zeitmaschine arbeitet? Oder das eine freimaurerische Loge auf die Beseitigung des, von ihnen als schwach eingestuften Kaisers, hingearbeitet hat? Oder ist alles miteinander verknüpft und Carl Friedrich und sein Team der Weltensucher sind einfach nur ein Spielball und Opfer der Umstände? Auf jeden Fall werden sie von den Umstürzlern als mögliche Gefahr eingestuft, da sie mit Hilfe ihrer Zeitmaschine jederzeit in der Lage wären, in die Vergangenheit zu reisen und das Attentat ungeschehen zu machen.

Zunächst weigert sich Carl Friedrich auch dies zu unternehmen. Die möglichen Zeitparadoxa die dabei entstehen könnten, z. B. der Gefahr die Zeitlinie komplett auszulöschen, ist einfach zu groß. Weniger Skrupel hat er jedoch bei einer Reise in die Zukunft. Was er dort erlebt gibt ihm jedoch zu denken. Als auch noch Oskar ungewollt in die Zukunft reist und bei seiner Rückkehr Schreckliches zu erzählen weiß, ist für Carl Friedrich die Entscheidung gefallen. Er muss das Attentat verhindern, damit die Menschheit auch in der Zukunft noch eine Chance hat. Das ruft hingegen wieder die Umstürzler auf den Plan, die nun endgültig den Entschluss fassen, das Team der Weltensucher zu töten. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

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Dies ist sie also, die finale Geschichte rund um das Team der Weltensucher. Und wieder einmal bietet Thomas Thiemeyer seinen Lesern großes Kino. Fanden bisher alle Abenteuer an exotischen Orten rund um den Globus statt, so beschränkt er sich diesmal einzig und allein auf Berlin. Einem Berlin der Gegenwart, der Zukunft und der Vergangenheit. Wobei die Abenteuer sich jedoch hauptsächlich auf das Jahr 1895 konzentrieren. Das ist gleichzeitig auch etwas schade, denn wenn man als Leser ein Buch über eine Zeitmaschine liest, möchte man ja doch irgendwie gerade die Gegenwart hinter sich lassen und statt dessen einen Blick in die ferne Zukunft oder der Vergangenheit werfen. Gerade das macht imho den Reiz eines Zeitreiseabenteuers aus. Thiemeyer geht jedoch einen anderen Weg. Nicht die Reise mit der Zeitmaschine an sich steht im Vordergrund, sondern vielmehr die Möglichkeiten die sich daraus ergeben (könnten). Das Hauptaugenmerk richtet er daher auch auf das Attentat und seine Strippenzieher. Und, ehrlich gesagt, gefällt mir das im vorliegenden Buch auch wesentlich besser.

Genau wie in seinen Werken der Reihe zuvor, hat Thiemeyer auch diese Geschichte wieder einem klassischen Autoren der Vergangenheit gewidmet. Die Anspielungen auf Die Zeitmaschine von H. G. Wells sind nicht nur unübersehbar, sondern im Epilog auch bewusst und gezielt gewollt. Wer es bis dahin noch nicht begriffen hat, dem wird es spätestens dort mit dem Holzhammer eingebläut. Denn der Co-Erbauer von Carl Friedrichs Zeitmaschine, Dr. Julius Pfefferkorn, wandert aus Deutschland nach Schottland aus, und nimmt dort einen anderen Namen an – Alexander George Hartdegen. Ist der Zeitreisende in Wells Geschichte noch namenlos, so tritt er hingegen in der Verfilmung von Simon Wells im Jahr 2002 (The Time Maschine) als eben jener Alexander George Hartdegen in Erscheinung. Auch die Reminiszens an die berühmte Schaufensterpuppe in Filbys Geschäft, an Hand deren wechselnder Kleidung der Zeitreisende (Die Zeitmaschine, 1960) die verstreichenden Tage, Monate und Jahre erkennt, fehlt nicht. Das ist alles wunderbar von Thiemeyer in Szene gesetzt. Aber, ich meine auch noch Anspielungen an Robert Zemeckis Zurück in die Zukunft erkannt zu haben. Als Oskar erfährt, dass Carl Friedrich nun doch in der Zeit gereist ist (obwohl er immer warnend auf die Gefahren hingewiesen hat) und ihm deswegen Vorwürfe macht ( „Bist du es nicht gewesen der gesagt hat …"), habe ich förmlich auf die Entgegnung von Doc Emmet Brown, “Nun, ich dachte mir pfeif drauf“, gewartet.

Auch auf die Problematik die bei solch einer Zeitreise entstehen kann, hat Thiemeyer geachtet. So lässt er auch nicht das Weltensucherteam aus der Gegenwart (mit dem das Buch begann und das wir als Leser in den vergangenen Bänden begleitet haben) das Attentat in der Vergangenheit verhindern, sondern diese geben ihren, in dieser Zeit lebenden "früheren Ichs", alle Informationen, die sie brauchen um eingreifen zu können, weiter. Sie selber entschwinden wieder in ihre Zukunft um dort bei der Ankunft erschossen zu werden und zu sterben (vorausgesetzt, die Verhinderung des Attentats löscht ihre eigene Zeitlinie nicht komplett aus). So gesehen ist das Weltensucherteam, mit dem das Buch ursprünglich begann, nicht mehr das gleiche wie das, mit dem das Buch endet.

Die Schreibweise von Thiemeyer ist wieder einmal ansprechend. Das Buch liest sich flüssig und recht spannend. Für mich ist es ohne Längen, sehr kurzweilig und daher auch ohne Frage eines der besten Bücher aus der Reihe. Offiziell scheint es sich zwar um den letzen Band der Weltensucher zu handeln, jedoch hat sich Thiemeyer, wohl weislich, eine kleine Hintertür offen gehalten. Genau genommen ist es sogar ein Unding die Reihe so enden zu lassen. Sie sollte, wie ich finde, vielmehr mit einem Happy End beschlossen werden. Das haben sich alle Beteiligten wahrlich verdient. Warum Thiemeyer statt dessen DAS der guten Eliza antun musste verstehe ich nicht. Insbesondere nicht, wenn das wirklich der Abschlussband sein sollte. Wenn ich es nicht besser wüsste, deutet eher alles auf einen Folgeband hin. Aber, lassen wir uns mal, hoffentlich positiv, überraschen.

Wie gewohnt, befindet sich auf der Buchinnenseite wieder eine Karte des Handlungsschauplatzes, diesmal ein Stadtplan von Berlin. Auch die Encyclopedia Humboldica, mit wissenswerten und buchrelevanten Ausführungen, ist als Anhang wieder eingefügt. Die äußere Aufmachung des Buches steht seinen Vorgängern in nichts nach. Der Umschlag ist ein echter Hingucker und im Regal stehend machen sich die Bücher optisch einfach hervorragend.

An dieser Stelle möchte ich auch unbedingt noch auf die Seite www.weltensucher-chroniken.de hinweisen. Hier kann man noch einmal die schon erwähnte komplette Encyclopedia Humboldica nachlesen, sich Wallpaper herunterladen und noch vieles weitere mehr. Auch der Link zu einer E-Book Kurzgeschichte (zur Zeit, 18.09.2013, kostenlos bei amazon herunterladbar) ist eingefügt. In Die Frau aus den Wolken trifft der Leser auf eine alte Bekannte aus dem ersten Buch der Reihe, Die Stadt der Regenfresser. Ein nettes Extras, das Autor und Verlag hier für den Leser bereitstellen.

Abschließend kann ich jedem interessiertem Leser die Reihe rund um die Weltensucher nur wärmstens empfehlen und ans Herz legen. Es lohnt sich wirklich die phantastischen Abenteuer von Carl Friedrich, Eliza, Charlotte, Oskar und Wilma zu verfolgen und zu erleben. Eine Unterhaltung, der zumindest ich, mich nur schwer entziehen konnte. Und das ist / war auch gut so.
 


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