Als kleiner Junge wird Joe in einer psychiatrische Klinik wegen seiner Alpträume behandelt.

Und als geheilt entlassen.

Doch dann kommt Joe wieder. Die Träume sind weg. Jetzt ist Joe der Fleisch gewordene Alptraum. Keine Therapie, kein Arzt, kein Pfleger, kein Mitmensch vermag zu helfen. Bis der junge Psychiater Parker in der Klinik seinen Dienst antritt.

Das Cover zeigt einen abwärtsführenden Treppenflur. Die Wände, der Boden, der Fensterrahmen, ja selbst die Lampe ist in weiß gehalten. Einzig der Handlauf ist Holzfarben; der Dreck auf dem Boden lockert die triste Szene auf. Zusammen mit dem Klapptext war dieses Bild ausschlaggebend, dass ich zu dem Buch gegriffen habe. Denn es symbolisiert für mich Beklemmung, Angst und Eingesperrt sein. Bevor ich die erste Zeile gelesen hatte, fühlte ich schon ein leichtes Unbehagen.

Und dieses Unbehagen wuchs von Seite zu Seite. Denn Jasper DeWitt spielt meisterlich mit den Ängsten seiner Leser. Sehr subtil und alles andere als direkt, denn die Ängste werden offen nur von den Protagonisten gezeigt, die von Joe nach und nach in den Tod getrieben werden. Der Autor erschafft eine sehr beklemmende und Angst einflößende Atmosphäre, der ich mich einfach nicht entziehen konnte. Die Buchstaben, Zeile und Seiten flogen wie nichts an mir vorbei; das Unbehagen wuchs und schnell war mir klar, dass hier eine Bösartigkeit, eine Schlechtigkeit am Werk ist, die nur mit dämonischer Besessenheit zu erklären ist! Was zu Beginn noch ein Zufall hätte sein können, steigert sich mehr und mehr zu etwas diabolischem; denn es kann und darf nicht sein, dass bereits ein Kind in so jungen Jahren von Natur aus einfach abgrundtief böse ist.

Diesem Sog kann sich auch der junge Psychiater Parker nicht entziehen, aus dessen Sicht die Geschehnisse geschildert wurden. Auch wenn mir von Anfang an klar war, dass er in Fänge gerät, die an Schlechtigkeit nicht zu überbieten sind, fehlt mir - auch rückblickend - der exakte Moment, an dem die Situation kippte. Wo hat Parker aufgehört zu sein und wo übernahm Joe die Kontrolle? Jasper DeWitt hat es tatsächlich geschafft, dass sein Protagonist so langsam die Kontrolle verlor, dass noch nicht mal ich als Leser es merkte, auch wenn mir klar war, was passieren würde. Oder ist doch alles ganz anders und wir alle sind einem Gerücht aufgesessen, ließen uns von der beklemmenden Atmosphäre einer Irrenanstalt gefangen nehmen und Joe ist nur ein ganz normaler Irrer? Ist es Zufall, dass die Ängste sich zu manifestieren scheinen? Und woher - zum Teufel - weiß Joe, wovor DU dich am meisten fürchtest?



Mein Fazit

Horror der Extraklasse! Anders als gedacht, spannend bis zur letzten Seite und gleichzeitig absolut ungewöhnlich!