Mark Lawrence
Prinz der Dunkelheit
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»Prinz der Dunkelheit« von Mark Lawrence
Kronprinz Jorg ist neun Jahre alt als er mit ansehen muss wie seine Mutter und sein kleiner Bruder ermordet werden. Bei einem Ausflug wird die Kutsche der Familie überfallen, er selbst wird wie tot in einer Dornenhecke liegen gelassen, seiner Mutter und dem kleinen William wird die Kehle durchgeschnitten.
Ein traumatisches und einschneidendes Erlebnis für Jorg. Er erkennt das Wappen der Angreifer und erwartet nun, dass sein Vater ein Heer gegen das Haus Renar führt und Rache übt. Doch sein Vater nimmt stattdessen das Blutgeld an, das ihm der Graf anbietet, und lässt den Frieden aus politischen Erwägungen heraus ruhen. Geld und Land bringen ihm mehr als Rache und Blutvergießen.
Für Jorg bricht eine Welt zusammen. Nachdem er wieder genesen ist sinnt er nur auf eines, auf Rache. Er befreit eine Horde Gesetzloser aus dem Kerker und flieht mit ihnen zusammen aus der Burg seines Vaters um fortan in der Wildnis zu leben. Er lernt zu kämpfen und zu überleben und er stählt sich für den Tag der Rache. Rache an Graf Renar, den er tot sehen will und Rache an seinem Vater, dessen Thron er erobern möchte.
Vier Jahre später kehrt er an den Hof seines Vaters zurück.
Kommentar:
Bis zur Seite 100 und darüber hinaus erwartet den Leser hier eine Orgie aus sinnloser Gewalt, Blut, Mord, Metzelei und Vergewaltigung. Es wird nicht klar, auf was die Geschichte hinauslaufen soll. Ein zehnjähriger Junge flieht mit einer Horde Gesetzloser, denen er an Können und Intellekt weit überlegen ist. Nur dadurch, und durch seine alles überragende Brutalität, kann er sich unter den Brüdern behaupten und zu ihrem Anführer aufsteigen. Begleitet wird er von dem ehemaligen Hauptmann der Palastwache Makin von Trent. Der einzige Mensch, der ihn mit seinem alten Leben verbindet und der seine wahre Identität kennt.
Als die Geschichte beginnt ist Jorg 14 Jahre alt und lebt seit vier Jahren auf der Straße. Seinem Ziel, der Rache an Graf Renar und die Eroberung des Throns, ist er noch keinen Schritt näher gekommen. Er ist ein emotionsloser, grausamer und mitleidloser junger Mann. Das einzige Gefühl, das ihn ab und an überkommt, ist Zorn. Und im Zorn tötet er gerne auch mal einen seiner Gefolgsleute, um zu demonstrieren, dass er der immer noch der Anführer der Schar ist und Respekt verdient. Erst nach und nach wird dem Leser klar, dass hinter dem Rachefeldzug noch eine andere Geschichte steckt, die in Rückblicken offenbart wird. Wähnen wir uns zu Beginn noch in einer mittelalterlichen Fantasywelt, so erkennt man doch mit der Zeit, dass wir uns in einer Welt nach der Apokalypse befinden und alle handelnden Personen nur Spieler in einem weitaus größeren Spiel sind als sie denken. Doch wenn man dieses Buch mit der Trilogie von James Maxey vergleicht, erkennt man deutlich, dass Mark Lawrence erhebliche Probleme hat, seine Geschichte den richtigen Drive zu geben. Auch die Bücher von James Maxey spielen in postapokalyptischen Welt. Aber dies erschließt sich dem Leser dort fortlaufend in spannenden Handlungssträngen, während hier dem Leser nur immer ein halbgarer Brocken vor die Augen geschmissen wird, den er mühsam interpretieren muss.
Viele vergleichen dieses Buch mit den Büchern: Glühender Stahl von Richard Morgan oder mit den Klingen Büchern von Abercrombie. Mir sind beide Autoren bekannt und ihre Protagonisten habe ich geliebt. Aber Prinz Jorg erweckt keinerlei Sympathien bei dem Leser, auch wenn wir sein Schicksal kennen und Mitleid und Verständnis mit ihm haben sollten. Obwohl der Autor einen Hinweis auf Sparta hat einfließen lassen, vielleicht, um den Charakter seines Helden besser zu erklären, ist Jorg einfach zu negativ, um diesem historischen Volk gerecht zu werden, für das Begriffe wie Ehre, Mut, Moral, Respekt vor dem Feind und Tapferkeit durchaus von tiefer Bedeutung waren. Für Jorg zählt nur Hass, Rache, Zorn, brutale und sinnlose Gewalt durch Feuer und Schwert. Er lebt nur auf wenn er töten kann.
Ein verstörendes Buch ohne den kleinsten Funken einer positiven Stimmung. Eine Geschichte, in der tatsächlich keiner der Protagonisten auch nur ansatzweise einen Funken Sympathie gewinnt. Nicht einmal Makin, dem man vorhalten muss, dass er einem psychopatischen Jungen folgt und nicht einschreitet um dieser sinnlosen Gewalt Einhalt zu gebieten.
Fazit:
Einige gute Ideen und Ansätze, die aber leider in der Orgie von sinnloser Gewalt untergehen. Trotz allem fragt man sich, wie es mit Jorg weiter geht. Kann er seinen Zorn überwinden oder in eine sinnvolle Richtung wenden? Alleine, dass ich mir am Ende der Geschichte diese Frage stelle zeigt dann doch, dass der Autor zum Ende hin etwas richtig gemacht haben muss. Trotzdem sind Neunfinger Logan oder Ringil meine wahren Helden. Vielleicht bin ich zu alt, um einem 14-jährigen Protagonisten die Last einer so schweren Geschichte voller Gewalt und Tragik abzunehmen.