Richard Schwartz Die Götterkriege 6
Der Wanderer
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»Der Wanderer« (Die Götterkriege 6) von Richard Schwartz
Wer sind wir? Wir sind die Legion der Toten!
Was sind wir? Standhaft!
Wo stehen wir? Auf dem Boden, von dem wir nicht weichen werden!
Wohin gehen wir? Zu den Göttern, für Askir, die Kaiserin, unsere Ehre und die Pflicht
Wo wir stehen, da weichen wir nicht!
Die zweite Legion ist legendär, nie hat sie einen Kampf verloren, nie wich sie zurück oder gab sich geschlagen. Doch nun haben sie Konkurrenz bekommen. Zum finalen Kampf ruft Havald die Legion der Toten. Doch ist es noch Havald, der den Kampf gegen Kolaron Malorbian führt? Zu viele Seelen und Erinnerungen musste er in sich aufnehmen. Wie kann ein Mensch mit all diesem Leid, dem Wissen und den Erfahrungen unzähliger Lebewesen noch das Individuum bleiben, das er war? Zudem kann Havald mittlerweile sowohl die dunkle Gabe als auch die dunkle Magie nutzen, wie kann er standhaft bleiben und sich nicht selbst verlieren? Die Verführung dieser grenzenlosen Macht ist stets präsent, könnte diese Macht doch zu einem leichten Sieg führen. Das Vertrauen seiner Freunde wird auf eine harte Probe gestellt. Serafine wendet sich von Havald ab. Kennard und Elsine beäugen ihn misstrauisch, Leandra, Asela und Zokora stehen ihm jedoch weiterhin treu zur Seite. Sie sind es, die ihm die Kraft und das Vertrauen in sich selbst geben, um im entscheidenden Kampf gegen den Nekromantenkaiser anzutreten.
Gemeinsam machen sich die vier Gefährten auf die Suche nach der verborgenen Stadt Kalliste, um das letzte Artefakt Omagors zu finden. Nur wer alle fünft Artefakte des gefallenen Gottes besitzt, wird in diesem Kampf obsiegen. Sehr zu seinem Verdruss ist Havald auf die Hilfe des Nekormanten Ordun angewiesen, den er aus tiefsten Herzen verabscheut.
Kommentar:
Wie weit kann und darf man gehen, um Kolaron zu besiegen ? Das ist die Frage, die sich Asela, Zokora und Havald stellen müssen. Wie nahe kommt man der Verderbnis, auf den Pfaden der Blutmagie und dunklen Magie? Führt dieser Weg ans Ziel und zurück ans Licht oder wird sich der Wanderer in der Dunkelheit verlieren? Havald verfügt über tausende von Erinnerungen und all das Wissen und Können unzähliger Geschöpfe, die der Verschlinger einst in sich aufnahm. Auf diese Erinnerungen zuzugreifen ist nicht schwerer als eine Schublade zu öffnen. Nicht selten passiert es, dass die Seelen ungefragt in den Vordergrund treten und Havald überschwemmen. Er muss lernen, die Kontrolle über sich zu behalten und sein eigenes Ich von diesen Wesen zu trennen. Die Schatten bedrängen Havald, sie hoffen auf Erlösung, manchmal sind sie eine Hilfe, manchmal jedoch auch eine Last. Gerade die Erinnerungen Orduns sind für Havald kaum zu verkraften. Doch der Wanderer muss einen Pakt mit dem Teufel eingehen, um gegen Kolaron zu bestehen. Ordun genießt es, Havald zu gängeln und ihm seine Stärke zu demonstrieren, nach und nach erkennt der Wanderer, über welche Macht der Nekormant einst verfügte. Macht, die er, Havald, jetzt auch nutzen kann.
Serafine und auch andere Menschen bekommen es mit der Angst zu tun . Sie sind überzeugt, dass sich Havald der dunklen Seite der Magie ergeben hat. Sie glauben nicht, dass der Lanzengeneral weiterhin seine Menschlichkeit bewahren kann. Nur die Personen, die schon selber auf dunklen Pfaden gewandelt sind, bleiben treu an seiner Seite. Ruhm und Ehre findet man in diesen finalen Schlachten nicht. Feinde werden in den Hinterhalt gelockt und durch Trug und Magie vernichtet. Nichts bleibt von den in Heldenliedern besungenen glorreichen und tapferen Taten. Die neue zweite Legion muss nun ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und ihrem Leitspruch alle Ehre machen. Sie sind jetzt die Hoffnung des ganzen Reiches, ein Glück, dass die Legion der Toten ihnen zur Seite steht. Gemeinsam schaffen sie es, die Südlande zu befreien und dem Feind einige vernichtende Niederlagen beizubringen.
Zu den Gefährten gesellen sich Hanik und Aleyte, zwei liebenswerte Seelen, die in Havald eine Heimat gefunden haben und die der Leser schon aus den vorherigen Bänden kennt. Leider fehlen in diesem Abschlussband Stofisk und Wiesel, zwei meiner erklärten Lieblinge der ganzen Saga. Sehr amüsant sind die inneren Dialoge Havalds, wenn er sich auf Diskussionen mit Mirren oder Hanik einlässt und oft den kürzeren zieht.
Im einzelnen : Was es mit Serafine auf sich hat und warum sie eine so wichtige Rolle in der Serie bekommen hat, erschließt sich mir nicht wirklich. Zum Schluss kann man keinerlei Sympathie mehr für sie empfinden. Leandra hat jedoch deutlich Punkte bei mir gut gemacht. Aus der kühlen Schönheit, die ihren Freunden oft die kalte Schulter gezeigt hat, wird eine beeindruckende Königin und wirkliche Freundin. Zokora zeigt immer mehr menschliche Eigenschaften. Der Umgang mit den Gefährten verdirbt sie auf positive Art. Siglinde und Janos kommen in diesem Band leider nicht vor und der Auftritt Natalyas währt ebenfalls viel zu kurz.
Aus dem unbeschwerten, jungen und fröhlichen Mädchen namens Desina wird eine gute und gerechte Kaiserin , deren Leben jedoch von Traurigkeit überschattet wird. Irgendwie wechseln Asela und Desina die Position, denn die alte Eule wird offener und unbeschwerter und lernt langsam wieder, die Freuden des Lebens zu genießen. Nie wird sie vergessen, was Kolaron ihr angetan hat, doch sie kann es überwinden. Desinas Leid ist frisch, das macht sie zu einer tragischen Figur, während Aselas Leid in den Hintergrund tritt, da ihr das Leben plötzlich wieder so viel zu bieten hat. Leider bleiben einige Fragen unbeantwortet. Denn so einen richtigen Krieg der Götter gibt es hier ja nicht. Kolaron ist noch kein Gott, er möchte erst einer werden. Um dies zu verhindern, benutzt die Dreifaltigkeit Havald und eine Prophezeiung, aber auch Havald ist kein Gott.
Desweiteren stellt man sich die Frage, warum die Zwerge eingeführt wurden. Eine wirkliche Hilfe im Kampf gegen Thalak sind sie nicht. Sie haben lediglich eine Prophezeiung zu bieten, die auf Leandra zutrifft, die sich dem Leser aber nicht wirklich erschließt. Überhaupt, die ganzen Prophezeiungen ergeben für den Leser nicht wirklich einen Sinn, sie wirken eher wie eine Vernebelungstaktik und spielen am Ende nicht wirklich eine Rolle. Ein Ende, dass im Galopp daher kommt und keine großen Überraschungen bietet. Allerdings finde ich es schön, dass er Autor eine kurze Zusammenfassung über die Welt danach gibt und wie es mit Askir weiter geht. Das lässt hoffen, dass der Autor Askir noch nicht endgültig verlassen hat.
Fazit:
Eine Saga mit Höhen und Tiefen , die hier vorerst ihren Abschluss gefunden hat. Der Autor hat uns seine Welt nahe gebracht und hat uns spannende und unterhaltsame Stunden geschenkt. Dafür ist ihm zu danken. Nicht jedem Autor gelingt es, über vierzehn Bände den Spannungsbogen zu halten und den Leser derart zu fesseln. Hoffen wir, dass es eine Rückkehr nach Askir gibt.