Severin Rast
Hiobs Botschaft
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»Hiobs Botschaft« von Severin Rast
Da ich die drei Bücher Traumsaat/Brandland/Fegefeuer als Sammelband gekauft habe, schreibe ich eine allgemeine Rezension für den Sammelband mit dem Titel Engel. Es fällt bei der kompakten und umfangreichen Geschichte sehr schwierig, die Handlung der einzelnen Bände zu trennen. Zumal die Bände nicht für sich alleine stehen können und aufeinander aufbauen.
Die Geschichte spielt im Jahr 2664, eine für einen Fantasyroman ungewöhnliche Praxis, ihn in einer Zukunft spielen zu lassen. Es ist die Zeit nach der zweiten großen Flut. Das Wissen um die Technik ging verloren, die Menschen leben wie zur Zeit des Mittelalters.
Herrscher über allem ist die katholische Kirche . Sie ist Hüterin des Wissens und politische und religiöse Führerin. Sie hält die Zügel straff und verbietet die Nutzung von Technik und verweigert den Menschen die Bildung. So kann sie ihre Vormachtstellung behalten und immer weiter ausbauen.
Boten der Kirche sind die Engel. Woher die Engel nach der zweiten Flut kamen weiß niemand. Sie sind die Boten des Herrn, sie fliegen immer in einer Schar von fünf Mitgliedern, wobei jedes Mitglied einem anderen Himmel/Orden zugeordnet ist. Die Orden sind nach den Erzengeln benannt und jedes Mitglied eines Ordens besitzt besondere Fertigkeiten. Die Raphaeliten besitzen ausgeprägte Heilkräfte, die Urieliten fungieren als Scouts und Kundschafterr, die Gabrieliten sind die Kämpfer, die Michaeliten sind Führungspersönlichkeiten, die Ramielieten sind die Bewahrer des Wissens und beherrschen die Kunst des Lesens und Schreibens. Artefakte aus der Zeit vor dem Krieg werden bei ihnen gesammelt und bewahrt, den Menschen ist eine Nutzung dieser Artefakte strengstens untersagt.
Es herrscht Krieg in dieser Zeit, Gegner der Kirche ist die Traumsaat, angeführt vom Herrn der Fliegen. Die Traumsaatkreaturen sind auf dem Vormarsch und Kirche verliert mehr und mehr an Boden.
Calliel ist ein Engel. Als er im Auftrag seines Ordens in einer Mission unterwegs ist, gerät er in einen Kampf mit der Traumsaat. Er wird schwer verwundet und verliert bei dem Kampf seine Flügel. Irene, eine Witwe findet Calliel und pflegt ihn wieder gesund. Während seiner Rekonvaleszenz plagen Calliel furchtbare Alpträume, die auch nicht aufhören als er wieder gesundet. Dies und der Verlust seiner Flügel lassen ihn an seinem Daseinszweck zweifeln und er nennt sich fortan Hiob. Denn nur mit der Gewissheit das Gott ihn prüfen will kann er sein Schicksal annehmen und weiter leben.
Eines Tages kommen Beutereiter der Kirche in das Dorf von Irene um den Zehnten der Kirche zu kassieren. Zu diesem Zehnt gehören auch Kinder, die die Beutereiter auswählen und mitnehmen um sie in den Dienst in der Kirche zu überstellen. Eliphas, der Anführer der Beutereiter wählt Dominic aus, den Sohn Irenes. Hiob versucht, dies zu verhindern. Er, der ehemalige glaubenstreue Engel, fängt an die Handlungen und Motive der Kirche in Frage zu stellen, unter anderem auch den Diebstahl der Kinder. Doch er kann nicht verhindern, dass Dominic mitgenommen wird.
Auf Wunsch von Irene verfolgt er die Beutereiter und versucht Dominic zu befreien. Er wird überwältigt, als Ketzer verhaftet und Eliphas nimmt ihn mit um ihm einem kirchlichen Gericht zu überstellen.
Als Irene erkennen muß, dass Hiob gescheitert ist, heuert sie einen Söldner an, der Hiob und Dominic befreien soll . Dieser Söldner, Wittgenstein, macht sich auf die Suche nach den beiden und wird in eine Geschichte verwickelt, die ihn um die halbe Welt führen wird.
Der zweite Handlungsstrang erzählt die Geschichte des Engels Ariel und ihrer Schar. Sie übernehmen verschiedene Aufträge der Kirche. Bei Ausübung eines dieser Aufträge stirbt ein hoher Würdenträger der Kirche, weil er sich nicht an die Anweisungen Ariels hält. Dies wird Ariel zum Vorwurf gemacht. Sie und ihre Schar beginnen am Sinn der Mission zu zweifeln und fangen an, Handlungen der Kirche zu hinterfragen. Als Malloriel, ein Mitglied ihrer Schar, von den gleichen Alpträumen wie Hiob geplagt wird, erkennt man als Leser so langsam, worauf das ganze hinausläuft. Dies sind nur einige der Handlungsstränge der Geschichte. Der Autor schweift aber in den anderen Storylines nicht ab sondern bringt mehr Wucht in die Geschichte und die einzelnen Fäden fungieren als bindendes Glied für den Hauptstrang und tragen wesentlich zur Spannung bei.
Kommentar:
Mehr möchte ich nicht verraten. Die Wege von Irene, Hiob, Wittgenstein, Ariel und Eliphas führen sie durch halb Europa und kreuzen sich. Hiob soll von Eliphas in seinen Heimathimmel Trondheim überstellt werden, doch dieser wird von den Kreaturen der Traumsaat erobert und vom Fegefeuer vernichtet. Also hat Eliphas Hiob nun am Hals. Aus den beiden Feinden werden die besten Freunde und Eliphas und seine Beutreiter begleiten Hiob über Trondheim und Prag bis nach RomaAEterna. Auf halben Weg treffen sie auf die Schar von Ariel, die den Auftrag hat den Ketzer Hiob nach Rom zu überstellen.
In den anderen Rezensionen wird teilweise erwähnt, dass man ohne Vorkenntnisse des Spiels das Buch nicht gut versteht. Ich kann das nicht bestätigen. Ich bin keine Spielerin und wusste auch nicht, dass das Buch auf einem Spiel basiert. Trotzdem habe ich der Geschichte folgen können. Wie die Himmel aufgeteilt sind, über welchen Landstrich die Himmel herrschen, über welche Mächte welcher Engelsorden verfügt und wie die Gesellschaft strukturiert ist, ist klar und verständlich geschrieben.
Ich habe mir das Buch damals geholt weil es ein optischer Leckerbissen ist. Das Cover ist schön gestaltet. Die Farben harmonieren gut miteinander und die Spiegelung des Titels von weiß zu schwarz geben den Zwiespalt Hiobs gut wieder. Ich werde mir sicherlich auch die anderen Bände holen, die sich um das Spiel ranken und hoffe, dass diese Bücher von gleich guter Qualität sind wie dieses hier. Denn wenn man sich auf die Welt der Engel einlässt kommt man nicht mehr davon los.
Fazit:
Eine wirklich spannende und innovative Geschichte, die den Leser von der ersten Seite an nicht mehr los lässt. Die verschiedenen Erzählstränge werden langsam aber sicher wunderbar miteinander verknüpft. Man kann die Handlungen der einzelnen Personen gut nachvollziehen auch wenn man selber sicherlich manchmal anders handeln würde. Doch die Dogmen der Kirche in Frage zu stellen war noch nie einfach. Der Autor zieht hier eindeutig Parallelen zum Auftreten der Kirche in der heutigen Zeit. Diese Verknüpfung von Fantasy und Realismus in einer apokalyptischen Welt machen das Buch zu etwas besonderem.